Mehr Naturkatastrophen

Über 200.000 Menschen starben 2008 durch Naturkatastrophen. Der Trend der ökonomischen Schäden zeigt steil nach oben.

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Tropische Wirbelstürme und das Erdbeben in der chinesischen Provinz Sichuan haben 2008 zu einem der schadenreichsten Jahre in der Geschichte der Menschheit gemacht, berichtet der Versicherungskonzern Münchener Rück. Der gesamtwirtschaftliche Schaden habe bei 200 Milliarden US-Dollar gelegen. Im Vorjahr waren es 80 Milliarden Dollar gewesen. Nur knapp verfehlt wurde der Rekord des Jahres 2005, als nach heutigen Preisen Schäden in Höhe von 232 Milliarden US-Dollar angerichtet wurden. Vor allem Hurrikane wie Katrina hatten seinerzeit dafür gesorgt.

Besonders hart betroffen war 2008 Asien. Zuerst richtete im Winter eine schwere Kältewelle in Chinas südlichen Provinzen großen Schäden an, die mit mehr als 21 Milliarden US-Dollar zu Buche schlugen. Dann traf der tropische Wirbelsturm "Nargis" auf das Irrawaddy-Delta in Myanmar, wo nicht zuletzt aufgrund unzureichender staatlicher Hilfsmaßnahmen und der massiven Behinderung ausländischer Organisationen mindesten 85.000 Menschen starben. 54.000 gelten noch immer als vermisst. "Da in den letzten Jahren große Teile der Mangrovenwälder - ein natürlicher Küstenschutz - verschwunden sind, konnte die Sturmflut bis zu 40 km ins Landesinnere vordringen", heißt es in einem Pressetext der Versicherer, die sich seit vielen Jahren intensiv mit Naturkatastrophen auseinander setzen und dafür auch ein Team von Geowissenschaftlern beschäftigt. Und weiter: "Das Land stand bis zu dreieinhalb Meter unter Wasser, mehr als eine Million Einwohner Myanmars wurden obdachlos."

Wenige Wochen später sorgte ein Erdbeben in Sichuan für eine weitere humanitäre Katastrophe. Die offizielle Statistik spricht von 70.000 Toten,18.000 Vermissten und 374.000 Verletzten. Mit 85 Milliarden US-Dollar war das Beben für fast die Hälfte der ökonomischen Schadenssumme in 2008 verantwortlich. Nach dem Kobe-Erdbeben war es das zweitteuerste in der Geschichte der Menschheit. Aber auch ohne das Sichuan-Beben waren die ökonomischen Schäden 2008 noch deutlich höher als 2007.

2008 sei nach 2005 und 1995 das Jahr mit den drittgößten Schäden, heißt es bei der Münchener Rück. Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek: "Damit setzt sich der von uns beobachtete langfristige Trend fort: Der Klimawandel hat bereits eingesetzt und trägt mit großer Wahrscheinlichkeit zu immer häufigeren Wetterextremen und dadurch bedingten Naturkatastrophen bei. Diese wiederum richten immer größere Schäden an, da weltweit auch die Wertekonzentration in risikoexponierten Gegenden, etwa an den Küsten, weiter steigt."

Die Versicherer ziehen daraus drei Schlussfolgerungen: Zum einen wachsen mit den Risiken auch die Preise für Versicherungen. Zum zweiten müssen die Regierungen in einem Jahr auf der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen endlich wirksamen Klimaschutz beschließen. "Der Weg zu einer mindestens fünfzigprozentigen Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis 2050 mit entsprechenden Meilensteinen (muss) festgeschrieben werden. Bei zu langem Zögern wird es für künftige Generationen sehr teuer ," so Jeworrek. Zum dritten müssen erneuerbare Energieträger verstärkt gefördert werden, was zugleich erhebliche ökonomische Chancen bedeuten würde.