Papst will die "innere Wüste" mit einer Neuevangelisierung bekämpfen

Mit einem neuen Ministerium soll sich der Vatikan besonders den "entchristianisierten Zonen" in der Ersten Welt widmen, in denen der Sinn für das Heilige verschwunden ist

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Der Papst will sich nicht nur um die Gläubigen der katholischen Kirche sorgen, er will auch die vom Glauben Abgefallenen, von vorne herein Ungläubigen oder Andersgläubigen wieder heim in seine Kirche holen. Das ist schließlich der Auftrag der christlichen Lehre, meint man im Vatikan, möglichst alle am Heilsversprechen der einzig wahren Religion teilhaben zu lassen, was auch heißt, sie zum Katholizismus zu bekehren oder sie wieder zu wirklich Gläubigen zu machen. Den Papst sorgt sich vor allem um die unheilvollen Konsequenzen des Atheismus und der Ungläubigkeit.

Die sozialen Veränderungen der letzten Jahrzehnte hätten zu einem "besorgniserregenden Verlust des Sinnes für das Heilige gezeigt, was sogar zur Infragestellung jener Fundamente geführt hat, die außer Frage zu standen schienen, wie der Glaube an Gott, den Schöpfer und Erhalter, die Offenbarung Jesu Christi als des einzigen Erlösers und das gemeinsame Verständnis der wichtigsten Erfahrungen des Menschen, was die Herkunft, das Lebensende, das Leben in einer Familie und den Bezug zu einem natürlichen sittlichen Gesetz betrifft."

Um die Re-Evangelisierung voranzutreiben, hat Papst Benedikt XVI. eigens ein neues Ministerium gegründet. Er stellte es mit dem Motu proprio "Ubicumque et semper" ( dt. Übersetzung: An allen Orten und immer) vor, also durchaus mit dem Willen, das katholische Christentum global zu verbreiten, schließlich habe die katholische Kirche "die Pflicht, an allen Orten und immer das Evangelium Jesu Christi zu verkündigen". Jesus Christus sei eben der "wahre Gott". Das Domradio, das sich eines "guten Drahts nach oben" bescheinigt, titelt: Gegen die inneren Wüsten des Relativismus.

Abgeleitet wird die Pflicht von dem Auftrag Jesu Christus nach seiner Wiederauferstehung an seine Jünger: "Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe."(Matthäus 28,19-20), sei es die Kirche nie müde geworden, der ganzen Welt die Schönheit des Evangeliums kennenlernen zu lassen. Bei Markus (16, 15-16) heißt es nicht weniger deutlich: "Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. "

Heute sei man besonders mit der "Begegnung mit dem Phänomen der Abkehr vom Glauben" konfrontiert, so Benedikt, "was sich zunehmend in den Gesellschaften und Kulturen gezeigt hat, die seit Jahrhunderten vom Evangelium geprägt schienen". Daher soll der neue "Rat für die Förderung der Neuevangelisierung" über die Ursachen der "Entchristlichung" in den Ländern der Ersten Welt nachdenken und Möglichkeiten einer erneuten Evangelisierung entwickeln. Der Papst regt auch dazu an, "die Anwendung neuerer Formen sozialer Kommunikationsmittel zu bewerten und sich um diese als Instrumente einer neuen Evangelisierung zu kümmern".

In der ersten Welt sind die Menschen zwar oft noch getauft, aber sie leben mitunter so, "als wenn es Gott nicht gäbe", während woanders noch die "traditionelle christliche Volksfrömmigkeit und -religiosität lebendig" geblieben sei. Aber in den lange schon missionierten Ländern breiten sich Atheismus und Gleichgültigkeit aus. Besonders bedenklich sind "Zonen, die fast vollständig entchristianisiert erscheinen, in denen das Licht des Glaubens dem Zeugnis kleiner Gemeinschaften anvertraut ist: diese Territorien, welche einer erneuerten Erstverkündigung des Evangeliums bedürften, erweisen sich als besonderes resistent gegenüber vielen Aspekten der christlichen Botschaft".