EU will alle Universitäten zu "Gender Action Plans" zwingen

Kommissarin Geoghegan-Quinn droht mit neuen Rechtsvorschriften und asiatischer Konkurrenz

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In Europa soll bis 2014 eine einheitliche European Research Area (ERA) entstehen. Die Pläne dazu sehen unter anderem vor, dass Forschungsgelder in formalisierten Wettbewerbsverfahren vergeben werden müssen und dass die Zuweisung von Forschungsgeldern über die Grenzen der Mitgliedsländer hinaus erfolgt.

Robert-Jan Smits, der Generaldirektor der Forschungskommission der Europäischen Union äußert in einem unlängst veröffentlichten Bericht und in der Fachzeitschrift Nature Unmut über die Fortschritte beim Aufbau dieser ERA. Besonders unzufrieden ist er hinsichtlich der Erfüllung der Pflicht zum Aufstellen von "Gender Action Plans", der über 80 Prozent der Universitäten noch nicht nachgekommen sind. Forschungskommissarin Máire Geoghegan-Quinn droht deshalb mit neuen Rechtsvorschriften, die die ERA-Pläne durchsetzen sollen. Außerdem verlautbart die EU-Kommission, die Umsetzung der Vorgaben sei nur zum eigenen Besten der Forscher und Universitäten und warnt vor asiatischer Konkurrenz, die Europa zu überflügeln drohe, wenn die ERA-Maßnahmen nicht umgehend umgesetzt würden.

Doch nutzen wirklich alle ERA-Elemente der Forschung – oder behindern sie sie vielleicht sogar? Die Bologna-Reform sollte das Studium europaweit vereinheitlichen und den Wechsel zwischen Universitäten vereinfachen. Faktisch führte sie jedoch zu einer Hyperbürokratisierung, die das angepeilte Ziel eher erschwert als erleichtert.

Wer an asiatischen Universitäten nach "Gender Action Plans" sucht, der findet in jedem Fall nicht das, was sich in Europa unter diesem Namen verbreitet und teilweise zu Unmut führt: In Deutschland gibt es mittlerweile sogar in den Natur- und Ingenieurswissenschaften Gender-Stellen, deren Vertreter häufig als eine Art Sprachpolizei oder als Politkommissare wahrgenommen werden, die darüber wachen, dass nichts Falsches gesagt wird. Schärfere Kritiker wie der Blogger Hadmut Danisch vergleichen das System sogar mit einer parasitären Schutzgeldmafia, die selbst nichts wissenschaftlich Wertvolles produziert, aber der Forschung knappe Mittel entzieht.