Wildwest-Abmahnungen in den USA

Schmierige Anrufe vom Pornoproduzent

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Die Pornoindustrie stöhnt: In den letzten fünf Jahren ist der Umsatz der Studios um etwa die Hälfte abgeschlafft. Schuld ist natürlich – wie immer - das Internet. Die eigentliche Ursache sehen Experten allerdings weniger im Filesharing, als vielmehr in den insoweit legalen kostenlosen Alternativangeboten im Internet oder in zunehmend frequentierten Plattformen, bei denen die Akteure via Live-Cams zum Minutenpreis arbeiten, ohne dass die etablierten Studios hieran mitverdienen.

Nun berichtet der auf Filesharing spezialisierte Rechtsanwalt Christian Solmecke über einen neuen Trend der eingesessenen Pornobranche, via Internet doch noch abzuzocken. An die 200.000 User wehren sich derzeit mit einer Sammelklage gegen eine besonders rustikale Variante der Abmahnung. So berichten Betroffene übereinstimmend, ihnen sei telefonisch systematisch mit öffentlicher Bloßstellung gedroht worden. In den puritanischen USA, wo von braven Bürgern ein Höchstmaß an Doppelmoral erwartet wird, dürfte das Anprangern von Pornokonsum in gesteigertem Maße unerwünscht sein. Wohl nicht zufällig gelten die sich öffentlich als prüde gebenden US-Amerikaner, denen man im TV nicht einmal den erschröcklichen Anblick einer weiblichen Brust zumutet, als bedeutendster Markt für die Pornobranche.

Eine ähnliche Richtung wie die Wildwest-Abmahner schlugen kürzlich auch deutsche Rechtsanwälte ein, die zum 01.09.2012 unter Verweis auf ein offensichtlich nicht einschlägiges Urteil das Veröffentlichen einer „Gegnerliste“ in Aussicht stellten. Hätten die betroffenen Nutzer den Spieß massenhaft umgedreht und die Anwälte kostenpflichtig auf Unterlassung abgemahnt, wäre die Kanzlei vermutlich bald pleite.