EU erhält den Friedensnobelpreis

Politische Unterstützung für die bröckelnde Europäische Gemeinschaft

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Immerhin ist es nicht Kohl geworden, aber der EU den Friedensnobelpreis zu geben ist ähnlich verquer, wie es die Entscheidung war, ihn Barack Obama zu geben.

60 Jahre habe die EU Frieden und Versöhnung, Demokratie und Menschenrechte vorangebracht, heißt es in der Begründung. Und jetzt scheint man damit die EU angesichts der Eurokrise vor einem Auseinanderbrechen sichern zu wollen. Der Präsident des Nobelreiskomitees, Thorbjørn Jagland, macht dies in der Begründung auch deutlich: "Die EU befindet sich derzeit in ernsthaften wirtschaftlichen Schwierigkeiten und erheblicher sozialer Unruhe." Man will mit dem Preis aber betonen, dass das wichtigste Ergebnis der EU der "erfolgreiche Kampf um Frieden und Versöhnung" ist. Die EU habe den Großteil von Europa stabilisiert und "aus dem Kontinent des Kriegs einen Kontinent des Friedens" gemacht. Er hob die Osterweiterung der EU hervor und die Beitrittsverhandelungen mit Kroatien und der Türkei. Wie der Preis in Norwegen ankommen wird, das sich der EU nicht anschließen wollte und will, wird man abwarten müssen.

Martin Schulz ist "tief bewegt" und twittert: "The EU is an unique project that replaced war with peace, hate with solidarity. Overwhelming emotion for awarding of #Nobel prize to EU." In französischen Twitter-Foren geht man weniger weihevoll mit der Nachricht um. Dort wird spöttisch auf die Krise in Europa hingewiesen ("Zum Glück wars nicht der Wirtschaftsnobelpreis") und auf die strenge Sparsamkeitspolitik von Merkel, die alles dominiere und Europa sicher keinem ökonomischen Frieden näherbringe. Bliebe auf der prosaischen Ebene noch die Frage, was mit Preisgeld von 1.100.000 Euro (zehn Millionen schwedische Kronen) passiert. Geht das an Spanien oder Griechenland?