Wird Kuba zum Ölstaat?

Mit neuen Schätzungen über den Umfang der Offshore-Vorkommen steigen auch die Chancen auf eine Lockerung des US-Embargos

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In der letzten Woche gab die staatliche kubanische Ölfirma Cupet bekannt, dass sie ihre Schätzung für die vor der Küste der Karibikinsel lagernden Ölvorkommen auf 20 Milliarden Barrel heraufgesetzt hat. Grund dafür sind nach Angaben des Staatsunternehmens geologische Ähnlichkeiten mit den gigantischen Ölfeldern Cantarell und Poza Rica vor der Küste Mexikos. Rafael Tenreyro Perez, ein Sprecher von Cupet, zeigte sich überzeugt, dass auch der USGS, der geologische Dienst des amerikanischen Innenministeriums, mit den neuen erdgeschichtlichen Daten zu ähnlichen Ergebnissen kommt. Bislang war diese Behörde von 9 Milliarden Barrel Öl und 21 Billionen Kubikfuß Gas ausgegangen.

Sollten sich die neuen Schätzungen als zutreffend erweisen, dann wäre Kuba unter den 20 ölreichsten Staaten der Welt - ungefähr gleichauf mit den USA. Derzeit produziert der Inselstaat am Tag lediglich 60.000 Barrel Öl – ein Aufkommen, das nicht einmal zur Selbstversorgung reicht, weshalb er zusätzlich mehr als das eineinhalbfache dieser Menge aus Venezuela importieren muss.

Mitte nächsten Jahres soll ein Konsortium unter Führung des spanischen Repsol-Konzerns die Bohrungen in den als aussichtsreich eingestuften Gebieten beginnen. Bis Öl fließt, wird es allerdings noch mindestens vier Jahre dauern. Weil der Rohstoff mehr als einen Kilometer unter der Meeresoberfläche liegt, ist die Förderung nicht nur teuer, sondern auch schwierig. Und Repsol darf wegen des US-Embargos neuere Technologien zumindest offiziell nicht einsetzen.

Allerdings steigen die Chancen, dass eine neue US-Regierung das Handelsembargo gegen Kuba maßgeblich lockert oder ganz aufhebt durch die vermuteten Ölvorkommen beträchtlich. Kirby Jones von der US-Cuba Trade Association meinte gegenüber der britischen Tageszeitung The Guardian, dass das Embargo für die US-Wirtschaft bisher nur von begrenztem Nachteil war, während Öl etwas sei, "das wir brauchen und wollen."