Präservativ-abstinente Kopulations-Observanten

Trocknet Pflicht zum Tragen von Beischlafbekleidung für gefilmte Genitalunterhaltung in Los Angeles die feuchte Industrie aus?

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Die englischen Studios für Erwachsenenunterhaltung dürfen mit einer Umsatzsteigerung von ca. hundert Millionen britischer Pfund rechnen, meldet die Boulevardzeitung TheSun. Die Ursache für diesen Boom dürfte dem Standortvorteil geschuldet sein, dass auf der Insel den männlichen Darstellern staatlicherseits keinerlei Bekleidungsvorschriften gemacht werden. In Los Angeles hingegen, wo im San Fernando Valley seit drei Jahrzehnten traditionell Informationsbedürfnis und Geschmack entsprechender Konsumenten cinematographisch befriedigt werden, war vor einem Jahr der Stadtrat einer Initiative der Aids Healthcare Foundation zur Verbesserung des horizontalen Arbeitsschutzes gefolgt. Die Erfahrung hatte gezeigt, dass selbst bekannte Darsteller HIV-positiv waren, die dortigen Gesundheitskontrollen also keine Sicherheit boten. Am 6. November wurde per Bürgerentscheid gegen den Willen der Studiobosse und des Papstes die Pflicht zur Lümmeltüte beim Einführen eingeführt.

Die US-Unternehmen rechnen mit toter Hose, weil ihrer Ansicht nach das Interesse der Konsumenten an Kopulations-Dokumentationen durch den Gummibelag gebremst werde. Das nachträgliche Entfernen ungeliebter Bildbestandteile durch digitale Bildbearbeitung etwa im Motion Capture-Verfahren scheint keine Option zu sein. Die fachmännische Einschätzung, dass Konsumenten zwingend Wert auf den Austausch von Körperflüssigkeiten legen, ist allerdings offenbar noch nicht evidenzbasiert und steht im Widerspruch zum erfolgreichen Absatz etwa von Amateurpornographie, die überwiegend behütet gefilmt wird.

Die Pressuregroup Free Speech Coalition der Studios beruft sich auf das in den USA tief verwurzelte Recht auf Meinungsfreiheit, in welches durch die Verpflichtung eingegriffen werde und will den "Gummiparagraph" durch eine Klage zu Fall bringen. In den nächsten Wochen wollen die potenten Produzenten entscheiden, ob sie das traditionsreiche San Fernando Valley verlassen wollen, was einen ernstzunehmenden Verlust an Arbeitsplätzen nach sich ziehen würde. So betrug der Pornoausstoß der dort ansässigen ca. 200 fachkundigen Unternehmen pro Woche 200 Werke; auf jede(n) der 1.500 heimischen GenitalkünstlerInnen kommen ca. 20 weitere mit der Produktion beschäftigte Arbeitnehmer.

In Deutschland ließe sich die Forderung nach gefilmter Ejakulationsfreiheit neben der Meinungsfreiheit auch auf die grundgesetzlich schrankenfrei garantierte Kunstfreiheit stützen, die gegen das ebenfalls grundgesetzlich geschützte Interesse an körperlicher Unversehrtheit der Darsteller abzuwägen wäre. Eine solche Abwägung dürfte zugunsten der Kunstfreiheit ausfallen, da hierzulande nach Informationen des Boulevardblatts BILD kein branchenspezifischer Übertragungsfall bekannt ist, vermutlich aufgrund des hohen Problembewußtseins und entsprechend regelmäßiger Tests.