China versinkt im Smog

Der Preis für das Wirtschaftswachstum wird immer deutlicher

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Die Chinesen bezahlen ihr Wirtschaftswachstum mit einer Zerstörung der Umwelt. Das Wachstum erfolgt mithin auf Kosten der nächsten Generation, der Aufstieg der Mittelschicht und der Superreichen, der den Machterhalt der Kommunistischen Partei garantiert, ist ein Kurzzeitprojekt. Die desaströsen Folgen der Profitwirtschaft werden immer deutlicher, gerade erleben dies die Menschen von Peking, die am dritten aufeinanderfolgenden Tag unter gefährlichem Smog leiden. Am Samstag hat die PM2.5-Feinstaubbelastung teil 993 Mikrogramm pro Kubikmeter erreicht. Vermutlich hält der Smog bis Mittwoch an, dann werden Winde erwartet, die ihn wegblasen.

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Smog in Peking. Zu sehen ist kaum mehr etwas. Bild: Xinhua

Am Sonntag wurde der erste Smogalarm in der chinesischen Hauptstadt ausgegeben, weil man kaum noch etwas sehen konnte. In den meisten Stadtteilen wurde der höchste Wert des Smogindex erreicht. Mit einem Notfallplan soll nun der Smog reduziert werden. Das geschieht allerdings im besten Fall halbherzig. Eine Beschränkung des Individualverkehrs traut sich die Verwaltung nicht zu verhängen, die Menschen, die ein Auto besitzen - in Peking sind 5 Millionen zugelassen -, wollen, Smog hin oder her, dieses auch benutzen. Schließlich ist das Auto ein Statussymbol - und wer will schon im Smog durch die Straßen gehen oder mit dem Fahrrad fahren.

Weil man den Zorn der Bürger fürchtet, werden nur Baustellen aufgefordert, ihre Tätigkeit einzuschränken. Auch Fabriken sollen ihre Emissionen reduzieren, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet. Eigentlich sieht der Plan auch vor, das Verkehrsaufkommen um 30 Prozent zu reduzieren. Da ist es wohl schon einfacher, den Schulleitungen zu befehlen, Sportunterricht oder anderen Aktivitäten außerhalb der Gebäude während des Smogs einzustellen, auch wenn damit der Smog nicht bekämpft wird. Empfohlen wird Kindern, Alten und Kranken, im Inneren der Häuser zu bleiben.

Nicht nur Peking, sondern auch große Teile von Ost- und Nordchina liegen unter dem Smog. Die Menschen kaufen sich Atemmasken. Selbst die staatliche Nachrichtenagentur schreibt, dass der gefährliche Smog zum Topthema wurde und viele Menschen fordern, die Umweltverschmutzung zu reduzieren. Man würde auch über Wirtschaftswachstum und Lebensstil kritisch nachdenken. Die chinesische Regierung weiß, dass die Umweltverschmutzung ein heißes Thema ist. Würde sie wirklich dagegen vorgehen, würde aber das Wirtschaftswachstum erst einmal darunter leiden. Das dürfte aber die Herrschaft der Partei stärker gefährden.