Gas- und Ölförderung: Leckagen sind in Europa Dauerzustand

Treibhausgasemissionen fallen viel höher aus

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Im Norwegischen Fördergebiet Trollfeld vor Bergen tritt Erdgas aus. Der staatliche Ölkonzern Statoil ließ aus Sicherheitsgründen drei Bohrinseln räumen. Die Gasförderung wurde bis auf weiteres eingestellt. Nachdem am letzten Donnerstag ein Sicherheitsventil ausgefallen war, verfügt die havarierte Bohrung zur Zeit nur noch über ein letztes Ventil. Das war auch bei der Deepwater Horizon der Fall. Dass bei der Erdgasförderung weltweit Leckagen und Leitungsverluste zum Normalzustand gehören wird erst allmählich bekannt. Die Zeit berichtet von einem weiteren Bohrloch vor der schottischen Küste aus dem seit 20 Jahren Erdgas strömt, nachdem 1990 ein Bohrturm von Mobil Oil auf Gas statt Öl traf und es zu einer Explosion kam. Es gebe keine technische Möglichkeit die Leckage zu schließen. Seitdem sprudelt die Erdgasquelle ungehindert weiter.

Auch an Land sin die Verluste hoch. Eine Studie aus dem Jahr 2000 beziffert die Leckage-Verluste in den russischen Fördergebieten (neben jährlich 10 bis 20 Mio. Tonnen Öl) auf 5 Prozent der russischen Erdgasproduktion, die in die Umwelt verloren gehen. Bei der weiteren Verteilung gehen die Verluste weiter. Bei einem Feldversuch in Berlin wurden pro Kilometer Gasleitung durchschnittlich 16 Leckagen festgestellt und auf einer Referenzstrecke von 109 Kilometern durch die Abdichtung der Leitungen die Gasverluste um 3 Mio. Kubikmeter verringert. Diese extremen Verluste des maroden Gasnetzes aus DDR-Zeiten sind inzwischen weitgehend behoben.

Das Erdgasnetz in Deutschland ist aber sehr lang. Das Hochdruck-Erdgasnetz hat eine Länge von etwa 50.000 km, das Netz mit Niederdruckleitungen zu den Hausanschlüssen hatte eine Länge von 370.000 km. Problematisch wird das Ganze vor allem noch dadurch, dass Methan ein 21 mal so wirksames Treibhausgas wie CO2 ist. Setzt man nur die 5 Prozent Gasverluste an, würde das für Deutschland mit ~ 80 Mio Tonnen und für Europa mit ~473 Mio Tonnen Erdgasverbrauch pro Jahr bedeuten dass die äquivalenten Treibhausgasemissionen 9,8 bzw. 7,6 Prozent höher liegen als bisher bilanziert.