Iran scheint die Steinigung einer Frau wegen Ehebruchs nicht mehr vollziehen zu wollen

Möglicherweise hat der weltweite, vor allem im Internet stattfindende Protest Wirkung gezeigt

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Seit 2006 ist die jetzt 43-jährige Sakineh Mohammadi Ashtiani in einem Gefängnis in Tabris, der Hauptstadt von Ost-Aserbaidschan im Iran. Der Aserbeidschanerin wurde verurteilt, weil sie angeblich "illegale Beziehungen" mit zwei Männern hatte, nachdem ihr Mann gestorben war. Das gilt offenbar als Ehebruch und kann mit dem Tod oder gar mit Steinigung bestraft werden. Bestraft wurde die Frau bereits mit 99 Peitschenschlägen.

Nach einem erneuten Prozess verurteilte sie nun ein Gericht zum Tod durch Steinigung. Nach ihrem Anwalt hat sie aber nicht einmal dieses "Verbrechen" begangen, sondern irrtümlich, weil sie nicht persisch sprechen kann, angeblich eine falsche Aussage bestätigt, die sie später widerrufen hat. Gnadengesuche wurden dennoch abgelehnt.

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Sakineh Mohammadi Ashtiani

Die barbarische Strafe für ein "Verbrechen", das nur aufgrund der Religion eines ist – im Iran ist Ehebruch ein "Verbrechen gegen Gott" -, verlangt, dass die Frau bis unter die Brust eingegraben wird und so schutzlos den Steinen preisgegeben ist, die auf sie geworfen werden. Die Steine sollen dabei nicht so groß sein, dass sie sofort den Tod hervorrufen, sondern bis zum Tod erst einmal Schmerzen zufügen. Die Strafe wird allerdings auch gegen Männer verhängt. Neben Ashtiani sollen 12 weitere Frauen und ein Mann ebenfalls aufgrund Ehebruchs gesteinigt werden. Wie der Guardian berichtet, wurde über zwei weitere Männer die Strafe verhängt. Es ist aber unbekannt, wie viele Menschen im Iran noch diese Strafe erwartet.

Tochter und Sohn von Sakineh Mohammadi Ashtiani haben, nachdem der rechtliche Weg sich als aussichtslos erwiesen hat, sich an alle Menschen gewandt und die Kampagne Free Sakinah mit einer Petition gestartet, die weltweit große Aufmerksamkeit gefunden hat. Auch auf Facebook läuft die Kampagne erfolgreich. Es wurden weitere Petitionen ins Netz gestellt, der britische Außenminister William Hague und einige Prominente verurteilten das Urteil, das mittelalterlich sei und gegen die Menschenrechte verstoße. Natürlich kommt Protest auch von der International Campaign for Human Rights in Iran und von Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch.

Die große Aufmerksamkeit könnte nun dazu geführt haben, dass die iranische Führung zurückgeschreckt ist und die Frau nicht mehr steinigen lassen will. Das teilte die iranische Botschaft in London mit. Das allerdings heißt nicht, dass sie frei kommt, sie könnte noch immer mit der Todesstrafe rechnen müssen. Was mit den anderen zum Tod durch Steinigung Verurteilten geschieht, ist auch unbekannt. Den iranischen Medien wurde, so der Guardian, verboten, über den Fall zu berichten.

Derweil predigt der iranische Präsident Ahmadinedschad gerade, dass man mit dem Koran die Menschheitsprobleme lösen könne. Verbrechen begehen für ihn nur die anderen Staaten, vor allem natürlich die Israelis und die US-Amerikaner, aber auch alle anderen Staaten, die die "tyrannische Weltordnung" stützen. Und im Januar setzte sich der iranische Präsident gar an die Spitze der Befreiung der Frauen, die in der westlichen Welt ihr Ansehen verloren hätten und instrumentalisiert würden. Im Iran würden Frauen mit den Männern gleichberechtigt sein, da man auch den Unterschied der Frauen zu den Männern anerkenne