Tageszeitungen sterben aus

In den USA brechen den Zeitungen die Auflagen weg, gehofft wird nun auf gebührenpflichtige Modelle für die Online-Ausgaben.

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Das Sterben der Zeitungen geht in den USA rasant voran und hat noch einmal zugelegt. Nach den neuesten Zahlen des Audit Bureau of Circulations (ABC) für das letzte Halbjahr April-September ist die verbreitete Auflage von Tageszeitungen gegenüber demselben Zeitraum 2008 um 10,6 Prozent zurückgegangen. Die Zeitungen, die bereits verschwunden sind, werden nicht mitgezählt.

Der Verfall beschleunigt sich nach den Zahlen. Im Zeitraum April-September 2008 fiel die Auflage gegenüber dem Vorjahr um 4,6 Prozent, in der Zeit von Oktober 2008 bis März 2009 waren es schon 7,1 Prozent. ABC erfasst 379 Zeitungen. Die verbreitete Auflage für die Sonntagsausgaben fiel um 7,4 Prozent. Die Gesamtauflage liegt gerade einmal bei knapp über 30 Millionen.

Das Wall Street Journal ist eine der wenigen Zeitungen, die (leicht) zulegen konnten und hat nun USA Today überholt, deren Auflage um 17 Prozent abfiel. Gleichwohl ist die verbreitete Auflage von 2,02 Millionen wahrlich nicht groß. Die New York Times verlor auch 7,2 Prozent und hat jetzt nur noch eine Auflage von 927.851, am Wochenende war der Einbruch mit 2,6 Prozent geringer. Hier liegt die Auflage immerhin noch bei 1,4 Millionen. Die Washington Post brach um 6,4 Prozent auf eine Auflage von 582.000 oder die Los Angeles Times um 11 Prozent auf 657.000 ein.

Der Hauptgrund für den Einbruch, der sich auch in anderen Ländern und natürlich auch in Deutschland beobachten lässt, liegt darin, dass weniger Menschen überhaupt noch Zeitungen lesen bzw. kaufen und dass immer mehr ihre Nachrichten aus dem Internet beziehen, also durchaus von den Online-Ausgaben der einbrechenden Printmedien, die sie kostenlos anbieten. Zum Rückgang wird auch beigetragen haben, dass Zeitungen versuchten, durch höhere Preise die Verluste auszugleichen. So sind die Einnahmen bei Zeitungen wie der New York Times trotz Auflageneinbrüchen um 6,7 Prozent gestiegen. Gleichwohl sinken die Werbeeinnahmen, während diese bei den Online-Ausgaben die Einbußen bei weitem nicht wett machen können.

Immer mehr Zeitungen planen daher, ihre Online-Ausgaben oder Teile von ihnen kostenpflichtig zu machen. Das Wall Street Journal ist hier bereits vorgeprescht, Rupert Murdoch hat angekündigt, die Inhalte aller seiner Online-Ausgaben in "paid content" umzuwandeln. Die Tageszeitung Newsday (Long Island) hat angekündigt, Online-Lesern, die die Zeitung nicht abonniert haben, für den Zugang zur Website wöchentlich 5 Dollar abzuzwacken.

Auch in Deutschland wollen Zeitungen wie das Handelsblatt für wichtige Informationen Geld verlangen, was die Financial Times schon länger so macht. DuMont Schauberg will im nächsten Jahr kostenpflichtige Inhalte für die Online-Ausgaben der Berliner Zeitung, der Frankfurter Rundschau oder des Kölner Stadt-Anzeigers einführen. Gerade kündigte die "Augsburger Allgemeine" an, Internetbenutzer, die die Zeitung nicht abonniert haben, zur Kasse bitten zu wollen. Regionale und exklusive Berichte sieht man hier als Möglichkeiten, mit überregionalen Nachrichten habe man wohl keine Chancen. Noch sagen freilich die meisten Internetbenutzer, dass sie für Online-Nachrichten nicht zahlen wollen (siehe: Telepolis wird wie andere Online-Medien gebührenpflichtig).