Lichtschalter außer Kontrolle

Ausschalten geht nicht - am Flughafentorso Berlin Brandenburg brennt Tag und Nacht das Licht

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Bis der neue Flughafen in Betrieb ist, gehen noch viele Monate ins Land. Zur Zeit werden erst einmal weiter Baumängel dokumentiert, an die 20.000 sollen es sein, von der notorischen Entrauchungsanlage, die ursprünglich als Grund für die Verschiebung der Eröffnung herhalten musste, bis zu kleinen Schönheitsreparaturen, so wollen es Projektausschuss und Aufsichtsrat des BER vom Flughafenmanagement. Man hat den Eindruck, dass es bei dieser pedantischen Erfassung nicht so sehr um die zügige Fertigstellung des BER, sondern vor allem um die Absicherung zukünftiger Schadensansprüche in den kommenden Prozessen geht.

Und anscheinend muss die neue Bauleitung auch erst einmal selber das Gebäude kennen lernen, nachdem die Flughafengesellschaft im letzten Jahr in einer Art Kurzschlussreaktion kurzerhand den Planern gekündigt hatte. Etwas überhastet, wie sich jetzt herausstellt, denn wie man das Licht am neuen Flughafentorso ausstellt, das haben die neuen Spezialisten vergessen zu fragen. Und sie konnten den Hauptschalter bei ihrer Mängelsuche bisher anscheinend auch noch nicht ausfindig machen. Der neue Technikchef Horst Amann: " ... das hat damit zu tun, dass wir mit der Leittechnik nicht so weit sind, dass wir es steuern können." Seitdem brennt Tag und Nacht die Beleuchtung auf 300.000 Quadratmetern Geschossfläche. Bei einer Beleuchtungsleistung von ~ 10 W/m2 kommt einiges an vergeudeten Energiekosten zusammen, ohne dass der Flughafen in Betrieb ist oder dass überhaupt nennenswert gebaut würde.

Zur Zeit wird nur an Pavillons außerhalb des Abfertigungsgebäudes und in den Treppenhäusern gearbeitet. Die eigentliche Mängelbeseitigung und die Restarbeiten sollen erst nach Abschluss der Bestandsaufnahme und Verhandlung mit den beteiligten Firmen über die noch ausstehenden Arbeiten, nicht vor Herbst, losgehen. Bis dahin müssen aber die bereits eingebauten technischen Systeme im Erhaltungsbetrieb gefahren und gewartet werden. Nicht nur im zukünftigen Flughafengebäude selbst, sondern das betrifft auch die Infrastruktur zum Flughafen. Die Bahn machte schon letztes Jahr nach der letzten Verschiebung der Eröffnung ihre Rechnung für die Unterhaltskosten auf. Von den veranschlagten 20 Mio. Schaden wurden allein vier Mio. Euro für die Instandhaltung der neuen S-Bahn-Linie angesetzt, denn auch ohne Passagiere müssen täglich drei Fahrten mit Geisterzügen durch die Tunnel stattfinden, damit die Anlagen belüftet werden und keinen Schimmel ansetzen.