Röslers Handyschwindel

Aus den angekündigten Preissenkungen für Medikamente dürften tatsächlich Preissteigerungen werden

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"Null-Euro"-Handyanbietern geht es im Allgemeinen nicht darum, den Geldbeutel ihrer Kundschaft zu schonen. Stattdessen verstecken sie den tatsächlichen Preis anderswo – beispielsweise in einem Vertrag mit langer Kündigungsfrist und hohen Kosten. Ähnliches hat nun Gesundheitsminister Rösler vor: Er kündigte an, dass die Pharmahersteller künftig die Monopolpreise für neue Medikamente nur mehr ein Jahr lang nach Belieben festsetzen und dann mit den Krankenkassen darüber verhandeln sollen.

Was nach einer Einsparung klingt, ist in Wirklichkeit eine Einladung zu radikalen Preiserhöhungen: Denn was sollte jemanden, der Monopolpreise verlangen darf, davon abhalten, die vorher über 20 Jahre erwarteten Profite in nur einem einzigen zu machen? Hinzu kommt, dass auch hinsichtlich der Verhandlungen der Teufel im Detail steckt. Einigen sich Pharmaindustrie und Krankenkassen nicht, dann soll nämlich eine Schlichtungsstelle entscheiden, die den Wünschen der Arzneimittelhersteller je nach personeller Besetzung durchaus offener gegenüberstehen könnte, als dies der Begriff "Schlichtung" suggeriert.

Röslers Initiative scheint deshalb weniger ein Preissenkungsmittel, als eine Zuckerummantelung, mit welcher der Bevölkerung zum Schlucken der unbeliebten Kopfpauschale gebracht werden soll. Geplant ist nämlich, dass die "Preissenkung" im Rahmen eines "Pakets" verabschiedet wird. Dass die oberste Pharmalobbyistin Cornelia Yzer die Initiative als "dirigistisch" ablehnt, passt in diese Erklärung: Würde sie den Vorstoß loben, dann wäre der Werbeeffekt nämlich schnell zunichte.