Der teure, nicht zu gewinnende Krieg

Nach einer verlustreichen Woche ist die Diskussion in Großbritannien über den Einsatz in Afghanistan neu entbrannt

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"Der Krieg, der nicht zu gewinnen ist, muss jetzt gestoppt werden". Die Gegner des britischen Militäreinsatzes in Afghanistan, wie die Stop the War Coalition, haben an diesem Wochenende viel Aufmerksamkeit. Aus Afghanistan kommen tragische Nachrichten, die den Blutzoll, der am Hindukush bezahlt wird, auf eindringliche Weise vor Augen führen: acht durch Bombenanschläge getötete britische Soldaten innerhalb von 24 Stunden, insgesamt 15 Gefallene innerhalb der letzten 10 Tage.

Großbritannien hat damit in Afghanistan seit 2001 bislang 184 Soldaten verloren, mehr als im Irak, wo seit dem Einmarsch 2003, 179 Soldaten beim Einsatz getötet wurden - der historische Hinweis ist heute in vielen britischen Medien zu lesen, dazu Bilder und Berichte von Angehörigen der Soldaten, die den Zweifel an der Militäroperationen nähren, die Diskussion über den Einsatz der 8000 britischen Soldaten in Helmand ist auf einem neuen Höhepunkt.

Positionen und Inhalte sind bekannt. Die parlamentarische Opposition mit David Cameron an der Spitze verlangt von der Regierung bessere Unterstützung der Boys mit Material. Die gepanzerten Fahrzeuge, Vikings, sollen besser vor den Straßenbomben geschützt werden; an erster Stelle aber wird bemängelt, dass Hubschrauber fehlen.

Der Regierung fehlt es offensichtlich an Mitteln. Sowohl der Premierminister wie der neue Verteidigungsminister beschwören, was Regierungen im Krieg immer machen, Gordon Brown die "hohe Moral" der Truppen, die Notwendigkeit des Krieges gegen die Taliban und al-Qaida und die Schwierigkeit, die sich vor dem Sieg in einiger Ferne aufbauen. Auch der Verteidingungsminister ist sich sicher, "we will win", nachdem er zuvor die Parole der "Illusionslosigkeit" ausgegeben hat: "Wir werden weitere Leben verlieren und der unser Willen zum Durchhalten wird geprüft". Der illusionslose, faktische Blick wird in engen Grenzen gehalten, so ist keine Rede davon, dass Großbritannien, das sich Hubschrauber ausleihen muss, möglicherweise die Mittel fehlen für umfassende Verstärkungen.

Währenddessen wachsen die Ansprüche, was die "Sicherung Afghanistans" betrifft. So begnügt man sich im US-Kommandostab nicht mehr mit dem Ziel von 134.000 afghanischen Soldaten, die künftig für die Sicherheit in ihrem Land sorgen sollen. Nach neuesten Plänen wären beinahe doppelt so viele gefordert, nämlich 270.000 . Der neue für Afghanistan zuständige Komandeur McChrystal macht sich für eine deutlich stärkere Rekrutierung von afghanischen Soldaten stark. Die immensen Unterhaltskosten einer solchen Armee dürfte von der afghanische Regeirung nicht zu leisten sein.

Für Montag hat die Stop the War coalition zu einer großen Demonstration in London aufgerufen. Laut einer BBC-Umfrage vom November 2008 gaben 68 Prozent der befragten Briten an, dass sie für einen Rückzug aus Afghanistan sind.