"Die Ersparnisse von Millionen Menschen werden in den nächsten Monaten verschwinden"

Ein britischer Börsianer berichtet von seinen Krisen-Träumen, weil er an ihr erst so richtig verdient

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Der britische Aktienhändler Alessio Rastani hat in einem Interview mit der BBC gestern Börsen-Klartext geredet. Das Video ist bei Youtube zu sehen. Der 34-Jährige machte darin klar, dass die Rettungspläne für den Euro nicht funktionieren werden, weil sie nach Ansicht von Spekulanten gar nicht funktionieren dürfen. Die großen Investoren glaubten ohnehin nicht an die Rettung. "Sie wissen, dass der Aktienmarkt am Ende ist."

Worauf schon einige Leser hingewiesen haben, hatte Rastani sich ein wenig der Hochstapelei schuldig gemacht, da er in anderen Interviews nach der erst einmal erzeugten Aufmerksamkeitswelle eingeräumt hat, er spekuliere nur privat an den Börsen: "Ich suche die Aufmerksamkeit, ich bin kein Trader." Trading betreibe er nur als Hobby. Aufmerksamkeit hat er jedenfalls reichlich gefunden, beim Spekulieren auf der Börse hatte er wohl weniger Glück. Nach Auskunft des Telegraph hat er nach vier Jahren des Zockens 10.000 Pfund verloren und besitzt auf seinem Konto nicht einmal 1000 Pfund. Die Red.

Leute wie Rastani träumen von Krisen und Rezessionen. "Ich habe von diesem Moment seit drei Jahren geträumt. Ich gehe jede Nacht zu Bett und träume von einer Rezession", erklärte er, weil man in der Situation "mit dem richtigen Plan eine Menge Geld verdienen kann", spielt er auch auf die große Depression der 1930er Jahre an, in der vorbereitete Investoren viel Geld verdient hätten.

Selten reden Aktienhändler so klar wie der Brite. "Wir sind Trader, wir interessieren uns nicht wirklich dafür, wie sie die Wirtschaft reparieren und die Situation lösen. Unsere Aufgabe ist, Geld damit zu verdienen." So bestätigt er indirekt, dass es die Wetten gegen den Euro gibt, mit denen sich eben viel Geld verdienen lässt. Er bestätigt auch die Einschätzung, dass Länder wie Portugal regelrecht abgeschossen wurden, schließlich kann man an der sich verschärfenden Krise noch mehr verdienen.

Wer bis heute noch nicht eine durchgreifende Finanzmarktregulierung gefordert hat, wo sich in drei Krisenjahren praktisch nichts getan hat, der bekommt durch das Interview gezeigt, wie notwendig sie ist. Denn, so Rastani, "nicht die Regierungen beherrschen die Welt, Goldman Sachs regiert die Welt". Also herrschen Banken wie Goldman Sachs, die in der Krise massiv gestützt werden mussten. Diese Bank soll zum Beispiel Griechenland einst auch dabei geholfen haben, einen Teil seiner Staatsschulden zu verschleiern, um die EU-Stabilitätskriterien zu erfüllen.

Rastani verteilt in seinem Zynismus auch noch Ratschläge an die erstaunten Zuschauer. "Seid vorbereitet, betet nicht, dass die Regierungen das hinkriegen." Das sei sinnlos und deshalb sollten die Menschen lernen, "vom Niedergang der Weltwirtschaft zu profitieren und ihr Vermögen zu schützen". Dass das nicht alle können, ist klar. Er weiß aber, woher die enormen Gewinne kommen, die er und andere gerade in der Krise machen. Denn irgendwer muss schließlich dafür bezahlen. Deshalb ist es einfach für ihn vorherzusagen, dass "die Ersparnisse von Millionen Menschen in den nächsten Monaten verschwinden werden".