Aufstieg von Sahra Wagenknecht nach der Pleite der Linken in Berlin?

Angeblich drängt Lafontaine auf eine Doppelspitze für die Bundestagsfraktion, um die glücklose Doppelspitze an der Parteiführung zu kompensieren

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In der FDP versucht die gesammelte Führungsriege verzweifelt, nach dem Wahldebakel jeder persönliche Verantwortung von sich zu weisen. Als kreativer Lernvorgang überzeugt die Haltung nicht, sich personell und thematisch mit einem trotzigen "Weiter So" an die Macht zu klammern, zumindest darauf hoffend, dass die Regierungskoalition nicht schon vor den nächsten Bundestagswahlen auseinanderkracht.

Nicht nur in der FDP, auch bei den Linken, die ebenfalls verloren haben und in Berlin aus der Regierungsbeteiligung herausgefallen sind, gärt es. Und natürlich weisen die Finger vor allem auf die beiden unglücklichen Parteichefs Gesine Lötzsch und Klaus Ernst, die die Partei nicht voranbringen, es verpasst haben, ihr eine politische Kontur zu geben, und mit Glückwunschbriefen an Fidel Castro und Verharmlosungen der Mauer den Linken nachhaltig geschadet zu haben. Lötzsch und Ernst wollen ebenso wenig wie die Führungsriege der FDP persönliche Konsequenzen ziehen und die Sache aussitzen. Eine Personaldiskussion sei jetzt überflüssig, meinte Ernst.

Angeblich, so will es der Tagesspiegel erfahren haben, will Oskar Lafontaine jedoch im Hintergrund zumindest die Fraktion im Bundestag verändern und neben Gregor Gysi Sahra Wagenknecht an die Spitze stellen. Der Doppelspitze der Partei würde dann eine Doppelspitze der Bundestagsfraktion entgegen gestellt werden. Die hätte dann den Vorteil, die Partei deutlich besser in den Medien zu vertreten, auch oder gerade weil neben dem jovialen Gysi eine ideologisch harte, aber ebenso schlagfertige und medial repräsentable Wagenknecht für Aufmerksamkeit sorgen könnte. Ob Gysi allerdings mitspielt, mit der Kommunistin politisch stärker belastet und in eine Ecke geschoben zu werden, aus der er herauswill, bleibt eine offene Frage. Nächste Woche soll entschieden werden, ob es überhaupt in der Fraktion eine Doppelspitze geben soll, wie sie vom Frauenplenum gefordert wird.

Wagenknecht schließt eine Kandidatur nicht aus, andere fänden es gut. Begeistert scheint die linke Bundestagsabgeorndete Sevim Dagdelen zu sein, allerdings weniger aus politischen Gründen, sondern weil Wagenknecht der Partei ein wenig Glanz geben würde. Sie sei nämlich ein "Publikumsmagnet", habe eine "gute Performance" in den Medien und im Bundestag und würde nicht wie andere "gähnende Langeweile" verbreiten.