Wikipedia und die Darstellung von Unternehmen

Angeblich enthalten 60 Prozent aller Einträge über Unternehmen faktische Fehler

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Wikipedia, die Online-Enzyklopädie, hat einen guten Ruf. Und man wird, wenn man eine Online-Suche macht, praktisch zwangsläufig auf das Lexikon geführt, das, wie es so schön heißt, von der Schwarmintelligenz durch permanente Selbstkorrektur erzeugt wird.

Eine im Public Relations Journal veröffentlichte Studie von Marcia W. DiStaso von der Penn State University wirft jedoch einen Schatten auf Wikipedia. Die Wissenschaftlerin hat fast 3000 Experten für Öffentlichkeitsarbeit gebeten, ihre Arbeitsbeziehung mit Wikipedia zu beurteilen. Danach enthalten 60 Prozent der Artikel über Unternehmen Fehler. DiStaso verweist auf eine in Nature veröffentlichte Studie, die Wikipedia in Hinblick auf wissenschaftliche Themen als ähnlich verlässlich eingestuft hat wie andere Lexika.

25 Prozent der Befragten sagten, dass sie die Artikel über die Firmen oder Kunden, für die sie arbeiten, gar nicht kennen. DiStaso moniert, es gebe keine Regeln, wie solche Fehler etwa von Mitarbeitern der Presseabteilungen korrigiert werden können. Befragte, die um Richtigstellungen bei Wikipedia gebeten haben, sagen, es würde Tage oder Wochen dauern, überhaupt eine Antwort zu erhalten. 24 Prozent behaupten, nie eine Antwort erhalten zu haben. Nach Wikipedia sollten eigentlich Antworten höchstens fünf Tage dauern. Allerdings scheinen die Öffentlichkeitsprofis Wikipedia auch kaum zu kennen. Viele wissen nicht, wie sie Eingaben machen sollen, andere fürchten nicht zu Unrecht, dass es negative Folgen haben könnte, wenn sie faktische Fehler korrigieren würden. 23 Prozent von denjenigen, die mit dem Schreiben in Wikipedia vertraut sind, sagen, es sei nahezu unmöglich, Veränderungen zu machen. 29 meinen, ihre Kommunikation mit Wikipedia-Redakteuren sei "niemals produktiv" gewesen.

DiStaso schlägt Wikipedia vor, Regeln und Richtlinien festzulegen, was Mitarbeiter von Presseabteilungen beim Bearbeiten von Einträgen machen können oder unterlassen sollen. Wikipedia-Gründer Wales hat hingegen erklärt: "There is a very simple 'bright line' rule that constitutes best practice: do not edit Wikipedia directly if you are a paid advocate." Die bezahlten Vertreter wiederum sollten nach DiStaso aber regelmäßig prüfen, ob die Wikipedia-Artikel stimmen und ausbalanciert sind, und falsche Informationen melden: "Das Bearbeiten von Wikipedia-Artikel durch Mitarbeiter von Presse- und Werbeabteilungen ist ein wichtiges Thema, das von jedem beachtet werden sollte. Der Status quo ist inakzeptabel", sagt DiStaso. "Eine große Zahl an faktischen Fehlern ist nicht gut für Alle, besonders nicht für die Öffentlichkeit, die sich auf Wikipedia verlässt, um genaue und ausgewogene Information zu erhalten."