Zusätzliche Hürde vor roten Ampeln

FDP-Politiker will Schranken für Radfahrer

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Nach Angaben des Statistischen Landesamtes gab es in Berlin im letzten Jahr etwa jeden zweiten Tag einen Verkehrsunfall, der entstand, weil ein Radfahrer eine rote Ampel überfuhr. Klaus-Peter von Lüdeke, bis 2011 Verkehrspolitiksprecher der FDP-Abgeordnetenhausfraktion, wartet nun mit einem ungewöhnlichen Vorschlag auf, wie das Problem eingedämmt werden könnte: Er schlägt vor, an einigen besonders kritischen der etwa 500 Fahrradampeln in der Stadt Schranken wie an Bahnübergängen zu errichten, die sich erst dann öffnen, wenn eine Ampel auf Grün schaltet.

In anderen Parteien stößt dieser Plan allerdings auf Ablehnung: Für die CDU, die in Berlin mit der SPD regiert, erklärt der verkehrspolitische Sprecher Oliver Friederici gegenüber Telepolis, dass er Lüdeke zwar persönlich sehr schätze, von dessen Vorschlag aber eine eher negative Meinung habe, weil Schranken ein problematisches Instrument seien, weshalb man sie sogar an Bahnübergängen abbaue. Seine Partei setzt stattdessen auf Verkehrsüberwachung und Aufklärungskampagnen, die Berlinern klar machen sollen "warum Rotlicht auch Radfahrer interessieren muss". Bei den Berliner Grünen hält man ebenfalls nichts von Lüdekes Idee und schätzt Kosten in Höhe von etwa 900 Euro pro Schranke.

In der SPD-geführten Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt spricht man von einem "schwierigen Vorschlag" und verweist darauf, dass Radfahrer, die Schranke umfahren und auf diese Weise erst recht Fußgänger und Autofahrer gefährden könnten. Dass Verkehrssünder auch neben der Ampel über die Straße fahren könnten, ist von Lüdeke nach eigenen Angaben aber bewusst. Der 65-jährigen Marketingberater setzt jedoch auf einen psychologischen Effekt: Während Ampelsignale von manchen Radfahrern möglicherweise gar nicht mehr wahrgenommen werden, wäre die Schranke ein ungewohntes und deshalb vielleicht wirksameres Gefahrenwarnsignal.

Ob diese Erwartung tatsächlich eintrifft, könnte man dem Vorsitzenden der FDP Zehlendorf-Wildwest zufolge an Testampeln an der Grunerstraße in Berlin-Mitte und an der Bismarckstraße in Charlottenburg ausprobieren. Für solche Testschranken spricht sich auch der ADAC Berlin-Brandenburg aus. Mit ihnen ließe sich nach Ansicht des Automobilklubs ermitteln, ob der Nutzen die Kosten der Schranken übersteigt, oder ob es damit sogar mehr Unfälle gibt als vorher.