Teils 80 km große Evakuierungszone um Fukushima?

Das US-Energieministerium hat nach eigenen Messungen Daten über die zu erwartende jährliche Strahlenbelastung um Fukushima veröffentlicht

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Das US-Energieministerium hat einmal abgeschätzt, welchen Strahlungsrisiken die Menschen in der Umgebung von Fukushima über ein Jahr hinweg ausgesetzt sein werden. Die Analyse vom 18. April geht von den Wetterdaten aus, nach denen sich erschließen lässt, wo Radioaktivität niedergegangen ist, und von fallenden Strahlenwerten, da Jod 131 eine Halbwertszeit von 8 Tagen besitzt. Die Werte geben an, welcher Belastung innerhalb eines Jahres ausgesetzt wären, wenn sie das Gebiet nicht verlassen und nicht in den Häusern bleiben.

Auch wenn weiterhin die Strahlungsbelastung steigt, da die Lecks noch nicht geschlossen sind, was letztlich erst dann der Fall wäre, wenn die beschädigten Reaktoren und Abklingbecken durch eine Schutzhülle isoliert sind, so kann sich aus der Abschätzung auf der Basis von 10 Flugzeug-Messungen vom 16. März bis zum 17. April schon einmal sehen lassen, dass die Menschen, die in einer Entfernung von 80 km nordwestlich von Fukushima leben, mehr als 2000 Millirem pro Jahr ausgesetzt sein werden (1000 Millirem entsprechen 10 Millisievert). In den USA ist jeder Mensch durchschnittlich einer Strahlung von 620 Millirem im Jahr aus natürlichen und künstlichen Quellen ausgesetzt, in Deutschland geht das Bundesamt für Strahlenschutz von durchschnittlich etwas mehr als 4 Millisievert effektiver Dosis im Jahr aus.

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Jährlich zu erwartende Strahlenbelastung im Umkreis von Fukushima. Bild: Department of Energy (DoE)

20 mSV ist Grenzwert der jährlichen Strahlenexposition für beruflich strahlenexponierte Personen in Deutschland, ab 100 mSv treten in einer Bevölkerungsgruppe etwa 1% zusätzliche Krebs- und Leukämiefälle auf. Bei 2000 Millirem im Jahr geht man, so zitiert Science den Strahlungsexperten Owen Hoffman von SENES, von einem zusätzlichen Krebsfall bei 500 jungen Menschen und von einem Fall bei 100 Einjährigen aus. Es gibt allerdings auch Gebiete, in denen die natürliche Strahlung schon höher als 2000 Millirem, also etwa 20 mSv, liegt. 20 mSV entsprächen auch einer Ganzkörper-Computertomografie. Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit bereitet die bekannten Daten zur radiologischen Situation täglich auf.

Die japanischen Behörde haben am 11.3. eine Evakuierungszone von 3 km um Fukushima 1 angeordnet, diese am 12.3. auf 10 km erweitert. Am 22.4. wurden die Menschen, die in der Zone zwischen 20 und 30 km um Fukushima leben und die sich bislang Zuhause aufhalten sollten, offiziell benachrichtigt, dass sie sich zur Evakuierung bereit halten sollen, wenn in ihrem Gebiet eine jährliche Strahlendosis von 20 mSv erwartet wird. Die 20-km-Zone wurde zur Sperrzone erklärt. Nach den Messungen des US-Energieministeriums müsste die Evakuierungszone nach diesem Kriterium teilweise auf über 80 km ausgedehnt werden. In den deutschen Katastrophenschutzplänen ist nur eine Evakuierungszone von 10 km um Atomkraftwerke vorgesehen ( Notfallpläne beim atomaren Katastrophenfall).

Seit einiger Zeit sinken die Strahlenwerte in der Umgebung von Fukushima. Die japanische Regierung wird auch schnell die Frage zu beantworten haben, wo sie ab wann wieder eine Rückkehr der Menschen zulassen will.