Bizarres Ergebnis der Frauenquote bei Straßennamen

In Berlin gibt es zukünftig wahrscheinlich einen Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz

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Durch bauliche Maßnahme entstand in Berlin-Kreuzberg unlängst ein neuer Platz, über dessen Benennung alsbald ein Streit ausbrach: Der direkte Anwohner, das Jüdische Museum, wollte den Platz nach Moses Mendelssohn benannt sehen, einen Philosophen der Aufklärung. Dagegen sperrten sich die Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung, die mit einer 2005 beschlossenen Quotenregelung argumentierten, nach der Straßen und Plätze so lange nur nach Frauen benannt werden dürfen, bis ein Gleichstand zwischen den Geschlechtern erreicht ist.

In den Medien kam das eher nicht so gut an: Tenor der Berichterstattung war häufig, dass man Moses Mendelssohn die Ehrung nun nicht mehr deshalb verweigert, weil er Jude war, sondern weil er das falsche Geschlecht hatte. Und man fragte sich, warum die Grünen zwar für den Studentenführer Rudi Dutschke und den Hausbesetzerszene-"Märtyrer" Silvio Meider Ausnahmen gemacht hatten, aber nicht für einen Denker. Auch die Gegenvorschläge, die die Ökopartei präsentierte, schienen nicht immer wirklich durchdacht: Als sie die zum Christentum konvertierte Rahel Varnhagen ins Spiel brachten, witzelte der CDU-Bezirksverordnete Timur Husein, ob die Grünen auch damit einverstanden wären, wenn man den Platz vor ihrer Parteizentrale nach Otto Schily benennen würde.

Doch solche Kritik konnte die ehemals Alternativen, die in der BVV die relative Mehrheit haben, nicht ganz vom Gender-Dogmatismus abbringen: Nun soll der Platz gemeinsam nach Moses Mendelssohn und seiner Frau Fromet benannt werden, was an Witze wie "Kuzorra seine Frau ihr Stadion" erinnert und für neue Kritik sorgt, weil die Bedeutung der Frau nun ersichtlich aus ihrer Heirat ersteht - so wie früher die Anrede "Frau Doktor" und "Frau Professor" für nicht promovierte und habilitierte Damen der Gesellschaft, die sich eine gute Partie gesichert hatten.