Mehr Atomkraft und Uranminen

Indien will neue Atomkraftwerke bauen und sich von Uranimporten unabhängig machen.

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Das indische Umweltmagazin Down to Earth schreibt über die Atompläne der Regierung. Bis 2050 solle 25 Prozent der elektrischen Energie des Landes aus Atomkraftwerken kommen, derzeit sind es 3,1 Prozent. Zu diesem Zweck sollen auch neue Uranminen erschlossen und bestehende ausgedehnt werden.

Anil Kakodkar, der Vorsitzende der staatlichen Atomenergiekommission argumentiert im Interview mit dem Blatt, dass es keine Alternative gäbe: Solarenergie sei teuer und die heimische Kohle reiche nur noch für 40 Jahre. Windenergie erwähnt er nicht einmal, obwohl sein Land mit Suzlon einen der weltweit größten Hersteller von Windenergieanlagen beheimatet. Entsprechend sind in Indien inzwischen auch einige 1000 Megawatt an Wind-Kapazitäten aufgebaut worden. Allerdings hapert es noch sehr bei der Einspeisung, weil das Netz oft überlastet ist und nicht den Anforderungen entsprechend ausgebaut wird.

Gerade wegen des schlecht ausgebauten Netzes ist die Solarenergie in Form von Fotovoltaik schon heute für viele bisher nicht angeschlossene Dörfer eine sinnvolle Option. Sie könnten auf die teure Verbindung verzichten und ihren Strom direkt vorort produzieren. Entsprechend gibt es auch ein ländliches Elektrifizierungsprogramm der Regierung, dass ganz auf Sonnenenergie setzt, dass jedoch nicht recht vorankommt.

Unterdessen spricht Anil Kakodkar in dem erwähnten Interview davon, dass der Uranbergbau ausgedehnt werden müsse, um das Land unabhängig von Importen zu machen. Indien hatte nämlich bis vor kurzen Schwierigkeiten auf dem internationalen Markt Uran zu kaufen, weil es den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet und eigene Atombomben entwickelt hat.

Das Problem mit dem Uranabbau in Indien ist allerdings, dass das dortige Erz mit 0,042 bis 0,051 Prozent nur einen sher geringen Anteil am nutzbarem Uran hat. Das macht Gewinnung und Aufbereitung nicht nur besonders teuer (und energieintensiv), sondern produziert auch extra große Mengen Abraum. Dieser ist nicht nur eine Verschandelung der Landschaft, sondern erhält radioaktive Substanzen, die von Wind und Wetter in der Nachbarschaft verteilt werden.

Das Atomgesetz von 1962 sieht daher vor, dass die Abraumhalden, und Teiche mit Abwässern mindestens fünf Kilometer vom nächsten Dorf entfernt sein müssen, schreibt Down to Earth. Doch davon könne in eingen Fällen nicht die Rede sein. Bei der ältesten Uranmine des Landes in Jadugoda im nördlichen Bundesstaat Jharkhand gäbe es ein Dorf direkt neben dem radioaktiven Abraum und sieben Dörfer innerhalb der Fünf-Kilometer-Zone. Bergleute würden entlassen, sobald es Anzeichen von einer erhöhte Dosis an Radioaktivität bei ihnen gebe. In den umliegenden Dörfer leben Ureinwohner, die in Indien ohnehin nur am Rande der Gesellschaft existieren können.

Das Blatt zitiert eine Studie aus dem Jahre 1999, wonach in den sieben Dörfern 47 Prozent der Frauen über Störungen ihres Menstruationszyklus, 18 Prozent hatten in den vorhergehenden fünf Jahren Fehl- oder Totgeburten, 30 Prozent klagten über Schwächegefühle und Depressionen. Aber die am deutlichsten sichtbaren Auswirkungen des Uranabbaus in den Dörfern seien Missgebildete Kinder.