Pentagon verbietet US-Soldaten den Zugriff auf die von Wikileaks veröffentlichten Dokumente

Auch veröffentlicht, seien sie weiter geheim, heißt es in einer Anordnung, das Pentagon droht Wikileaks, wenn die Dokumente nicht zurückgegeben und die Dateien gelöscht werden

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Wikileaks hat um die 77.000 meist geheime Dokumente der US-Truppen in Afghanistan auf ihrer Website veröffentlicht, auf die nun jeder zugreifen kann. 15.000 Dokumente wurden noch nicht veröffentlicht.

Das Pentagon erhöht nun den Druck und verlangt, dass diese umgehend zurück gegeben werden und alle Dateien gelöscht werden müssen, die geheime oder wichtige Informationen enthalten. US-Verteidigungsminister Gates hat bereits das FBI aufgefordert, dem Militär bei der Aufklärung zu helfen, wie die Dokumente Wikileaks zugespielt wurden.

Der Pentagon-Sprecher Morrell erklärte, die Rückgabe der Dokumente und das Löschen der Dateien sei das Mindeste, was man erwarten könne, die Veröffentlichung haben bereits die Sicherheit der US- und Isaf-Truppen sowie von Afghanen gefährdet, die mit dem Militär zusammenarbeiten. Die Veröffentlichung weiterer Dokumente würde den Schaden nur noch vergrößern. Zudem müsse Wikileaks aufhören, Mitarbeiter der Regierung oder des Pentagon aufzufordern, das Gesetz zu brechen. Wenn Wikileaks dies nicht mache, dann werden man andere Optionen betrachten, um sie "zu zwingen, das Richtige zu tun".

Obgleich aber nun alle Menschen, die einen Zugang zum Internet besitzen, die Dokumente durchforsten können, versucht man beim US-Militär nach Informationen der Washington Times ausgerechnet die US-Soldaten daran zu hindern, die Wikileaks-Website zu besuchen. Zumindest die Soldaten der Navy und des Marine Corps haben den Befehl bekommen, nicht auf die Website zu gehen und keine der dort veröffentlichten geheimen Dateien von dort herunterzuladen. Das hatte ein Pentagon-Sprecher gegenüber der Zeitung bestätigt. Der hatte zu nächst auch gesagt, auch Army und Air Force hätten diese Anordnung verschickt, zog diese Aussage jedoch später zurück.

In der der Times vorliegenden Anordnung heißt es, die Dokumente seien weiterhin geheim, auch wenn sie nun öffentlich zugänglich sind. Die Computernetzwerke des Pentagon würden dem militärischen Einsatz dienen, dürften aber nicht verwendet werden, um die nationale Sicherheit durch Veröffentlichung von geheimen Dokumenten zu gefährden. Wer auf eine nicht-autorisierte Website zugreife, begehe eine Verletzung der Sicherheitsvorschriften und müsse mit Bestrafung rechnen.

Gerätselt wird derweil weiter über die 1,5 Gigabyte große, verschlüsselte Datei mit der Bezeichnung Insurance, die bislang noch niemand knacken konnte. Experten gehen davon aus, dass dies auch nicht möglich sein wird. Julian Assange von Wikileaks erklärte lediglich, man wolle verhindern, dass Teile der Geschichte verschwinden. Manche vermuten, die Datei könne 260.000 Seiten geheimer diplomatischer Kommunikation enthalten, die Manning, der unter dem Verdacht im Gefängnis sitzt, das Irak-Video Wikileaks übergeben zu haben, angeblich ebenfalls weiter gegeben haben soll.