Kehrtwende im Land der Kohlekraftwerke

Polen bekommt ein EEG

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Bei uns wurde in letzter Zeit viel diskutiert welches Modell für Ausbau und Netzeinspeisung von regenerativem Strom am besten ist:

  • vorrangige Einspeisung und Vergütung wie im EEG,
  • Quotenmodell wie etwa in Großbritannien mit staatlichen Ausbauzielen
  • oder das Bonusmodell wie es Dänemark einsetzt, mit einem Zuschlag auf den Börsenstrompreis.

Polen hat sich jetzt für das Vergütungsmodell entschieden. Das polnische EEG sieht Vergütungssätze von rund 27 ct pro Kilowattstunde Solarstrom aus Photovoltaik-Anlagen mit einer Nennleistung bis 100 Kilowatt vor. Neidvolle Blicke aus Deutschland sind den polnischen Anlagenbetreibern sicher, denn bei uns ist selbst die höchste Vergütung für kleine PV-Anlagen bis 10 kW unter 19 ct/kWh gefallen. Allerdings soll die polnische Vergütung nur 15 Jahre gezahlt werden. Und auch das Fördervolumen ist beschränkt, es soll zudem alle drei Jahre überprüft werden.

Mit dem Gesetz kommen auch Regelungen um den Netzanschluß zu erleichtern. Als erste Zielmarke für den Ausbau der Erneuerbaren in Polen wurde bis 2020 ein Anteil von 15,5% am Strommix genannt. Bislang ist das Land bei seiner Stromversorgung immer noch sehr stark von seinen Kohlekraftwerken abhängig. Im Juni 2012 hatten Polens Unterhändler sich bei der Rio+20-Konferenz noch gegen einen größeren Anteil Erneuerbarer ausgesprochen. Und Verpflichtungen, Emissionsrechte zu kaufen werden teilweise durch die Mitverbrennung von nachwachsenen Brennstoffen umgangen.

Ende 2011 drohte Polen sogar damit, die grenzüberschreitenden Stromleitungen nach Deutschland zu sperren aus Furcht, Solarstrom aus Deutschland könne die polnischen Kohlekraftwerke ausbremsen. Umso überrachender kommt die jetzige Kehrtwende. Der polnische Wirtschaftsminister Waldemar Pawlak erklärte allerdings auch, dass trotz mehr EE-Strom im Netz an den Plänen bis 2020 ein neues AKW in Polen zu bauen festgehalten werde.