USA: Immer mehr Menschen, die nicht genug zu essen haben

Nach dem Bericht von "Feeding in America" haben letztes Jahr 37 Millionen Menschen Hilfe von der Organisation angenommen, 46 Prozent mehr als 2005.

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37 Millionen Menschen in den USA, fast jeder Achte, leiden zeitweise an Hunger bzw. an "Lebensmittelunsicherheit", wie es korrekt heißt und sich dann doch ein wenig davon unterscheidet, was man unter hungern spontan verstehen würde. Gemeint ist damit jeder, der "zeitweise nicht genügend Nahrungsmittel hat, um ein aktives, gesundes Leben für alle Mitglieder des Haushalts zu führen, oder dem nur beschränkt oder ungewiss für die Ernährung angemessene Lebensmittel zur Verfügung hat".

Aber auch, wenn es eher um eine minimale Lebensqualität als um verhungern geht, sind die Zahlen nach dem Bericht Hunger in America 2010, der von Feeding America, der größten US-Wohltätigkeitsorganisation für die Verteilung von Essen und Lebensmitteln, herausgegeben wurde, in den letzten Jahren erheblich angestiegen. Feeding America versorgte 2009 37 Millionen Menschen - 14 Millionen Kinder, 3 Millionen Senioren - mit Nahrung in 14 Millionen Haushalten, 46 Prozent mehr als im Jahr 2005, als der letzte Bericht veröffentlicht wurde und es sich noch um 25 Millionen Hilfsbedürftige handelte. Der Teil der Kinder, die Lebensmittelhilfen benötigte, stieg um 50 Prozent, die der Senioren gar um 64 Prozent. Besonders betroffen sind die Alleinerziehenden.

Auch nach dem für die Lebensmittelversorgung zuständigen Landwirtschaftsministerium ist die "Lebensmittelunsicherheit" 2008 gegenüber dem Vorjahr um 11,1 Prozent auf 14,6 Prozent aller Haushalte (17,1 Millionen) angestiegen. Betroffen davon sind 49,1 Millionen Menschen, davon 16,7 Millionen Kinder. Lebensmittelmarken vom Supplemental Nutrition Assistance Program (SNAP) erhielten 2008 mehr als 24,8 Millionen Menschen jeden Monat. Ein Vierpersonenhaushalt mit 2 Erwachsenen und 2 Kindern kann maximal 136 Dollar wöchentlich an Lebensmittelkarten erhalten.

Jede Woche würden, so Feeding America, 5,7 Millionen Menschen von der Organisation und den Partnern Notunterstützung für Ernährung erhalten. 76 Prozent der Haushalte (10 Millionen), die mit Lebensmitteln versorgt werden, würden nicht immer sicher sein, dass sie am nächsten Tag auch etwas zum Essen haben. Ein Drittel davon würde auch gelegentlich Hunger leiden. 70 Prozent der Haushalte, die von Feeding America versorgt werden, sind - wenig verwunderlich - arm, in 36 Prozent arbeitet zumindest ein Familienmitglied, so dass offenbar das Geld nicht ausreicht (working poor). 10 Prozent sind obdachlos. 41 Prozent erhalten zusätzlich staatliche Hilfe von SNAP.

Oft müssen die Menschen zwischen dem Kauf von Lebensmitteln oder dem Bezahlen von Strom- oder Treibstoffrechnungen, der Miete, Medikamenten oder medizinischer Behandlung. Entscheiden. Für einen guten Teil des Anstiegs der auf Lebensmittelhilfe Angewiesenen macht der Bericht die steigende Arbeitslosigkeit verantwortlich. Sie hat sich seit 2005 auf 10 Prozent verdoppelt. Nach einem Bericht des Food Research and Action Center lag die Lebensmittelknappheit (food hardship) Ende 2008 mit 19,5 Prozent am höchsten und ist seitdem ein wenig zurückgegangen, Ende 2009 auf 18,5 Prozent – vermutlich weil die Preise für Lebensmittel gefallen und die staatlichen und privaten Hilfsprogramme aufgestockt wurden.