Tokio will Nummernschilder für Fahrräder einführen

Damit soll gegen Fahrrad-Rowdies vorgegangen werden, vor allem aber sollen die Kosten für falsch abgestellte oder im öffentlichen Raum entsorgte Fahrräder gesenkt werden

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In Deutschland machen mitunter auch Verkehrsminister mobil gegen Radfahrer, die sich undiszipliniert verhalten. Die "Kampfradler" würden auch unter dem Blick der Polizei bei Rot über Kreuzungen fahren, monierte Ramsauer kürzlich. Er sprach zwar nicht von Nummernschildern zur Identifizierung von Fahrrädern und Fahrern, das aber wurde auch schon in die Diskussion eingebracht. Andere wollen Nummernschilder nur, um den Fahrradklau zu bekämpfen.

In Japan überlegt die Stadtverwaltung von Tokio hingegen, Nummernschilder für Fahrräder einzuführen, um nicht nur Fahrer belangen zu können, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten, sondern auch um diejenigen bestrafen zu können, die ihre Fahrräder illegal parken oder einfach stehenlassen und so zu entsorgen. Man will die Kosten für das Wegräumen falsch geparkter oder verlassener Fahrräder, die dann auch noch zeitweise aufbewahrt werden müssen, senken.

In Tokio gibt es etwa 9 Millionen Fahrräder, 2009 wurden 740.000 Fahrräder, also fast 10 Prozent, von der Stadtverwaltung entfernt. 310.000 wurden schließlich entsorgt, nachdem sich deren Besitzer in der Frist von einem halben Jahr nicht gemeldet haben. Angeblich sind durch die Deflation die Preise für Fahrräder weiter gefallen, wie die Zeitung Mainichi schreibt, weswegen die Menschen sie vermehrt einfach stehen lassen. Immerhin 125 Millionen Euro kostet es die Behörden jährlich, die illegal geparkten Fahrräder zu entfernen und zeitweise aufzubewahren.

Was die Nummernschilder bewirken sollen, ist allerdings ein wenig schleierhaft, weil sich seit 1994 jeder Käufer eines Fahrrads registrieren muss. Die Daten legen bei der Polizei. 90 Prozent sollen dies auch machen, aber es gäbe Schwierigkeiten, die Besitzer zu identifizieren, wenn diese ihre Fahrräder anderen übergeben oder sie selbst umgezogen sind. Zudem ist die Zahl der Unfälle, an denen Fahrradfahrer beteiligt sind, von 30 Prozent im Jahr 2001 auf 36 Prozent im Jahr 2010 und 2011 von Januar bis Oktober auf 40 Prozent angestiegen. Seit dem Erdbeben sei die Zahl der Menschen, die mit dem Fahrrad zur Arbeit oder zur Schule fahren, noch weiter gestiegen, so ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung, ohne dafür Gründe zu nennen.

Die Stadt will nun erst einmal dafür sorgen, dass alle Fahrradbesitzer registriert werden, dann will man dafür sorgen, dass gut lesbare Nummernschilder eingeführt werden. Kritiker wenden ein, die Menschen würden solche Schilder "hässlich" finden, zudem würden die Kosten eher in die Höhe gehen. Also wird erst einmal ein Bericht gemacht und die Entscheidung verschoben.