NSA muss in Griesheim noch manuell beschatten

Schlapphüte am Dagger Complex patzen bei Eigensicherung

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Eigentlich hätte man vom allmächtigen Überwachungsgeheimdienst NSA erwarten dürfen, dass dieser zur effektiven wie diskreten Überwachung seiner Gegner in der Lage ist. Im Film "Staatsfeind Nr.1" von 1998 etwa wurde dem Publikum die Live-Überwachung durch den Aufklärungssatelliten Keyhole 2 vorgeführt. Doch zur Schande der Elektroschlapphüte scheinen diese nicht einmal in der Lage zu sein, ihren eigenen Laden mit zeitgemäßer Technologie zu sichern.

So meldet Echo Online einen seltsamen Vorfall während eines Fototermins am Dagger Complex mit dem Spaziergänger Daniel Bangert. Dieser hatte für kommenden Samstag zu einem Picknick am Dagger Complex eingeladen, das einen wichtigen Beitrag für den Ausbau der deutsch-amerikanischen Freundschaft bilden könnte. Doch während des Shootings tauchte erst ein Geländewagen mit mit dunklen Scheiben auf, dann trabten herumstehende "Jogger" an, die sich die Hände vor das Gesicht hielten, als die Journalisten die Sportsfreunde fotografieren wollten – wer will schon überwacht werden? Ein Zivilist notierte sich manuell offenbar das Kennzeichen - eine getarnte Kamera hätte man schon erwarten dürfen. Als der Fotojournalist schließlich den Heimweg antrat, wurde er recht unprofessionell von dem besagten Kraftfahrzeug beschattet.

Bangert berichtete dem Magazin auch, dieser Tage sei ein Übertragungswagen des Südwestrundfunks (SWR) zeitweilig sogar blockiert worden. Es besteht Hoffnung, dass die altmodische Eigensicherung im nur vier Kilometer von T-Online entfernten Dagger Complex bald der Vergangenheit angehört. Das Areal soll nämlich von der NSA geräumt werden, sobald bei Wiesbaden das 124 Millionen Dollar teure Abhörzentrum in Dienst gestellt wird.

Bei dem üppigen Preis darf man zeitgemäßes Spionageequipment erwarten, sowie qualifizierte Jogger-Darsteller, die ihre Rolle auch durchhalten. Das auffällige Observieren ist entweder eine bodenlose Stümperei – oder aber der Versuch einer Einschüchterung. Letzteres wäre für die Beteiligten folgenlos, da US-Geheimagenten, die in Deutschland dumm aufgefallen sind, aufgrund einer bis letztes Jahr geheimen Vereinbarung selbst im Fall einer Festnahme diskret das Land verlassen dürfen.