General Electric und die Sicherheit der Fukushima-Reaktoren

Der US-Konzern, von dem die Siedewasserreaktoren in Fukushima stammen, weist jede Verantwortung von sich

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Bekanntlich stammen zwei der Pannenreaktoren von Fukushima direkt vom US-Konzern General Electric (GE) , insgesamt sind 5 der 6 Reaktoren Siedewasserreaktoren des Typs Mark 1 von GE, der sechste ist ein Mark-2-Reaktor.

Schon 1975 haben drei Wissenschaftler bei GE gekündigt, weil sie der Ansicht waren, dass die Mark-1-Siedewasserreaktoren hochgefährlich würden, wenn die Kühlsysteme versagen. Die Druckbehälter könnten beschädigt werden und Radioaktivität austreten, genau das also, was jetzt in Fukushima geschehen ist.

General Electric, das mit dem jetzt doppeldeutig gewordenen Slogan "imagination at work" für sich wirbt, versichert weiterhin, dass die Mark-1-Reaktoren sicher seien. Schließlich gäbe es weltweit 32 Reaktoren, die seit 40 Jahren sicher in Betrieb seien. Zudem haben man die Reaktoren entsprechend nachgerüstet und den Druckbehälter besser gesichert. An uns, so ließe sich GE wiedergeben, liegt es nicht. Die Reaktoren hätten sich wie vorgesehen abgeschaltet, Probleme hätten die Notgeneratoren verursacht.

Verantwortung soll also nicht übernommen werden. Auch die Kosten müssen natürlich andere übernehmen – im Fall eines Super-Gaus die jeweiligen Staaten, weil die Versicherungen, die gegen alle Arten von Naturkatastrophen ihre Dienste anbieten, realistisch genug sind, die riesigen Schäden, die havarierte AKWs verursachen können, nicht zu versichern. Man muss sich nur vorstellen, dass große Gebiete für lange Zeit nicht mehr bewohnt werden können und Hunderttausende, wenn nicht Millionen von Menschen umgesiedelt werden müssten, um zu erahnen, welche finanziellen Folgen ein Super-Gau haben kann.

Dass man lieber nur die Gewinne einstreicht, aber möglichst nichts abgeben will, demonstriert GE auch gegenwärtig, wie die New York Times berichtet. Die Geschichte ist typisch für die freie Marktwirtschaft. Der größte US-Konzern hat im letzten 14,2 Milliarden Dollar an Gewinnen eingefahren, 5,1 Milliarden in den USA. Dort aber hat GE keine Steuern gezahlt, sondern beansprucht nur einen Steuervorteil von 3,2 Milliarden. Die New York Times sagt, GE sei der Konzern, der die besten Strategien ausgebrütet hat, Steuern zu vermeiden.

GE will die Kritik nicht auf sich sitzen lassen und entgegnet: "GE pays what it owes under the law and is scrupulous about its compliance with tax obligations in all jurisdictions. We are committed to acting with integrity in relation to our tax obligations. At the same time, we have a responsibility to our shareholders to reduce our tax costs as the law allows."