"Auch in Deutschland sehen wir beim Sparen eine Zwei-Drittel-Gesellschaft"

Ein Drittel der Europäer - und auch der Deutschen - haben nichts für Notzeiten angespart

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Nur etwa die Hälfte der Europäer würde es schaffen, mithilfe eigener Ersparnisse eine "finanzielle Durstrecke" so zu überbrücken, dass sie ihren Lebensstandard halten können. Das geht aus einer Spar-Studie hervor, die im Auftrag einer Direktbank durchgeführt wurde. Die Grundgesamtheit der Studie ist mit 14.000 Erwachsenen groß, repräsentativ ist sie nur nach Geschlecht und Alter, für jedes der 14 Länder wurde etwa 1.000 Teilnehmer befragt. Differenzierte Ergebnisse sind der Studie nicht zu entnehmen, aber einige pauschal angerissene Tendenzen und Trends.

Die zeigen sich zum einen der Vergleich zwischen den deutschen "Sparweltmeistern" und den Bewohnern anderer europäischer Länder. Der große Überblick weist hier zunächst auf eine grenzüberschreitende Gemeinsamkeit: der Anteil derjenigen, die über keinerlei Ersparnisse für Notzeiten verfügen. Er liegt in Deutschland genau so wie im europäischen Schnitt bei 30 Prozent, was einen der leitenden Banker zur Diagnose einer "Zwei-Drittel-Gesellschaft" führt.

"Die Deutschen und ihr Sparkonto halten immer zusammen"

Die in Deutschland zu den besser gestellten Zwei-Drittel gehören, bauen mehrheitlich ihre Rücklagen sogar aus: 71 Prozent. Regelmäßig schafft dies ungefähr jeder Fünfte, jeder Zweite ab und an. Der Senior Economist der Direktbank kommentiert das mit der Treue der Deutschen zu ihrem Sparkonto (was ist aus der Aufregung geworden, die im vergangenen Jahr zu Korridorgesprächen darüber geführt hat, wie man angesichts der Euro-Krise und dem Rettungsschirm-Wahnsinn das Geld noch sicher anlegen kann?):

"Die Deutschen und ihr Sparkonto halten immer zusammen. Selbst in Zeiten historisch niedriger Zinsen bleiben die meisten Deutschen dem Sparen treu."

Wer in Deutschland über Ersparnisse verfügt, konnte seine Gelder auf Konten, Depots und unterm Kopfkissen trotz der Euro-Krise 2012 überwiegend stabil halten oder sogar ausbauen. Bei 40 Prozent stieg der Betrag, 37 Prozent konnten ihn zumindest halten.

In Spanien und Italien - Griechenland wurde die Studie nicht durchgeführt, auch nicht in Portugal - sind die Ersparnisse laut Studie geschmolzen und zwar beträchtlich: in Italien um 52 Prozent, in Spanien um 47 Prozent. "Fragt sich, wie lange das noch gut geht", heißt es dazu in der Untersuchung. Für viele Südeuropäer geht es schon lange nicht mehr gut. Der Vergleichswert bei den 1.000 befragten Deutschen liegt übrigens bei 23 Prozent.

Wohin die Ersparnisse gingen, dazu hat die Studie keine Fragen gestellt. Wissen wollte man allerdings, an welchen Ausgaben die Bürger in ihrem Konsum sparen, wenn es finanziell eng wird: Am meisten an Ausgaben gespart wird im europäischen Durchschnitt ebenso wie in Deutschland im Bereich "Freizeit und Unterhaltung". Der zweite groß gefasste Einsparsektor lautet "Bekleidung und Körperpflege", als dritten nennt die Studie "Energiekosten".