USA: Drastische Strafandrohungen für Nacktfotos auf dem Handy

Sexting und Anklagen wegen Kinderpornografie: In den USA fragt man sich, wie Teenager bestraft werden sollen, die Nacktfotos versenden

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"Sexting" hat das seriöse Suffix von Texting (im Amerikanischen für SMSen) und ein Präfix, das schnell für Ärger sorgen kann, besonders im amerikanischen Kulturkreis. Es bezeichnet das Versenden von Nacktbildern. In erster Linie zum nichtgewerblichen Zweck: Wenn in amerikanischen Medien von Sexting die Rede ist, dann geht es meistens um Nacktbilder, die sich Teenager gegenseitig von einem Mobiltelefon zum anderen verschicken. Das kann zu wunderlichen Situationen führen, wie vor wenigen Wochen in Pennsylvania, als Strafverfolgungsbehörden Anklage gegen sechs Schüler erhoben, auf deren Mobiltelefonen Nacktbilder von minderjährigen Mitschülerinnen gefunden wurden, die ihnen den Vorwurf einer Strafttat im Zusammenhang mit Kinderpornografie einbrachte (siehe: ‘Sexting’ surprise: Teens face child porn charges).

Ausgangspunkt des Skandals auf der Highsschool in Pennsylvania war die Konfiszierung des Handys eines Schülers, der mit dem Gebrauch seines Geräts gegen Schulregeln verstoßen hatte. Das Schulpersonal entdeckte ein Nacktfoto auf dem Taschentelefon und verständigte sofort die Polizei. Recherchen der Fahnder ergaben, dass sich auch auf anderen Mobiltelefonen Nacktfotos befanden und zwar nicht nur dies eine, das zuerst gefunden wurde, das nach der Beschreibung des Police Capt. George Seranko in jedem Kunstmuseum hängen könnte: "a self portrait taken of a juvenile female taking pictures of her body, nude."

Ergebnis der polizeilichen Überprüfungen der Schüler-Handys: drei Mädchen, zwischen 14 und 15 Jahre alt, wird die Herstellung, Verbreitung und der Besitz von Kinderpornografie vorgeworfen und die Jungen, zwischen 16 und 17 Jahre alt, sehen sich des Besitzes von Kinderpornografie beschuldigt. Laut Aussage von Police Capt. George Seranko würde man die Anklagen sehr ernst nehmen, um anderen Jugendlichen ein deutliches Zeichen zu geben, dass die Sache nicht harmlos ist:

"Es ist sehr gefährlich. Wenn es einmal auf dem Handy ist, dann kann es auch ins Internet gestellt werden und jeder weltweit hat Zugang zu dem Bild einer Jugendlichen."

Eine derartige Anklage wäre schwerwiegend; dass das Leben eines vorbestraften Sexualstraftäters ganz anderen Bedingungen unterworfen ist als das vorherige, in dieser Hinsicht unbescholtene, zeigt allein schon der Umgang von Sozialnetzwebseiten wie MySpace mit "sexual offenders".

Die angedrohten harten Strafen seien übertrieben, meinen nicht nur Spezialisten für Kinderpornografie; die Debatte darüber hat in den USA längst Eltern, Psychologen, Lehrer, Schulleiter und andere pädagogisch implizierte Experten und Anwälte erreicht: als angemessene Strafe erwägt man nun die mehrmonatige Sperrung der Mobiltelefone und eine Überwachung des Internetzugangs während dieser Zeit. Teenager beklagen demgegenüber, dass dies ein unverhältnismäßiger Eingriff in ihre Privatsphäre sei.

Eine Umfrage im Rahmen der National Campaign to Prevent Teen and Unplanned Pregnancy fand heraus, dass 20 Prozent von 1.280 befragten Teenagern und Jugendlichen Nacktfotos oder Fotos, die eine halbbekleidete Person zeigen, bzw. Videos versandten oder posteten. Die Zahl der Mädchen war mit 22 Prozent sogar etwas höher, bei den Jungen waren es 18 Prozent.