USA: Kritik an Agrarsprit wächst

Wegen der hohen Maispreise fordert FAO-Chef von der US-Regierung, die Subventionen für Ethanol auszusetzen

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Angesichts der Dürre in den USA und deren Auswirkungen auf den Preis für Mais, der in den letzten Tagen auf neue Höhen kletterte, gerät die US-Ethanol-Politik zunehmend unter Kritik. Der Benzinersatz wird in Nordamerika hauptsächlich aus Mais hergestellt.

Wie die britische Zeitung Financial Times berichtet, haben unter anderem Frankreich, Indien und China die Ethanolproduktion angesichts der hohen Preise für das Grundnahrungsmittel Reis kritisiert. US-Agrarminister Tom Vilsack spricht sich jedoch bisher dagegen aus, die Subvention für den Agrarsprit auszusetzen, weil diese Arbeitsplätze geschaffen und den Autokraftstoff verbilligt hätten.

In einem FT-Gastbeitrag weist der Generalsekretär der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO), José Graziano da Silva, darauf hin, dass in den USA 40 Prozent der Maisernte als Kraftstoff verwendet werde. Würde dieser Mais zusätzlich als Futter- und Nahrungsmittel eingesetzt werden, könnte sich die Lage am Markt entspannen.

Der FAO-Chef befürchtet offensichtlich, dass angesichts der angespannten Situation am Markt unkoordinierte Maßnahmen der Regierungen wie etwa Exportverbot, die Preise noch deutlich weiter in die Höhe treiben könnten. Ansonsten verweist er aber darauf, dass hohe Preise nicht per se schlecht sind, sondern in der kommenden Erntesaison auf der Südhalbkugel ein Anreiz für den verstärkten Anbau sind.

Der FAO-Preisindex für Grundnahrungsmittel ist im Juli um sechs Prozent gestiegen, angetrieben vor allem von den Preisen für Zucker, Getreide sowie Öle und Fette. Der Index liegt noch immer deutlich unter dem bisherigen Höchststand, der zu Jahresbeginn 2011 erreicht wurde, aber auf anhaltend hohem Niveau. Für den Augenblick scheint jedoch das Problem nicht so sehr die hohen Preise als die Volatile Lage am Markt zu sein, die die Grundnahrungsmittel noch erheblich weiter verteuern könnte.

Zugleich hat die FAO ihre Vorhersage für diesjährige Reisproduktion abgesenkt, wenn gleich die Ernte immer noch größer als im Vorjahr ausfallen wird. Grund für die Absenkung der Prognose sei vor allem der unterdurchschnittliche Monsun-Niederschlag in Indien. Der Reispreis sei bisher ganz im Gegensatz zu dem für Mais und Weizen stabil. Allerdings muss wohl davon ausgegangen werden, dass bei länger anhaltend hohen Preisen für Getreide in den wohlhabenderen Ländern die Nachfrage nach Reis und damit auch dessen Weltmarktpreis steigen wird. Immerhin werden aber nach Einschätzung der FAO in dieser Saison die weltweiten Reis-Lagerbestände weiter ausgeweitet werden können, womit diese bereits in der achten Saison in Folge wachsen. Von dieser Seite wird die Welternährung also ein wenig sicherer.