Fall Mollath: Wirbel um Spendenkonto

Verein hat Spenden für Gustl Mollath gesammelt, aber das Geld noch nicht ausgezahlt

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Gut gemeint, aber nicht gut gemacht? Im Fall des nach über sieben Jahren gegen seinen Willen in der forensischen Psychiatrie untergebrachten Gustl Mollath, gibt es Ärger mit einem Spendenkonto.

Auf der Internetseite Gustl-for-help , die eingerichtet wurde, um auf das Schicksal des ehemals Zwangspsychiatrisierten aufmerksam zu machen, wurde auch zu Spenden für Mollath aufgerufen. Die für die Spenden angegebene Kontonummer gehört dem Verein "Zusammenschluss bayerischer Bildungsinitiativen" (zbb e.V.). Der Vorsitzende des Vereins, der Gestalttherapeut Fritsch Letsch, steht nun in der Kritik. Mollath und dessen Verteidiger, der Hamburger Rechtsanwalt Gerhard Strate, verdächtigen Letsch des versuchten Betrugs.

Letsch hat bis zum heutigen Zeitpunkt die Spendengelder, die sich auf etwa 27.000 Euro belaufen sollen, noch nicht an Mollath überwiesen. Problematisch: Der Verein wollte offensichtlich zwar das Spendengeld an Mollath abführen, aber nur über einen "Beratungsvertrag als Dienstvertrag". Diesen Vertrag hatte Letsch, so schildert es Strate auf seiner Webseite, Mollath am Rande einer Demonstration in München zur Unterschrift hingelegt und das, obwohl die beiden sich angeblich noch nie begegnet waren.

Die Zeit zitiert Letsch mit den Worten: "Mollath kann nicht einfach sagen, ich will das Geld. Gustl muss Beratungsleistungen erbringen, um Geld zu bekommen." Und der Tagesspiegel [ http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/spenden-nicht-ausgezahlt-gustl-mollath-sieht-sich-von-unterstuetzerverein-betrogen/8943558.html berichtet], dass Letsch den Beratungsvertrag nur deshalb Mollath vorgelegt habe, um diesem das Spendengeld überhaupt zugänglich zu machen. Der Verein sei nämlich kein mildtätiger Verein, sondern ein Bildungsverein und der könne "nicht einfach Geld auszahlen". Den Dienstvertrag habe Letsch als eine Möglichkeit gesehen, Mollath das Geld zur Verfügung zu stellen, berichtet die Zeitung.

Strate ist über den Verlauf der Angelegenheit alles andere als erfreut. Für Strate handelt es sich bei dem Vertrag, der Mollath angeboten wurde, um einen "Scheinvertrag", da so angebliche Dienstleistungen im Raum stünden, die gar nicht erbracht würden. Strate befürchtet, dass Mollath, hätte er den Vertrag unterschrieben, durch Letsch in eine Steuerhinterziehung mit hineingezogen werden könnte. Auf seiner Internetseite hat der Strafverteidiger den gesamten Emailaustausch zwischen ihm und Letsch veröffentlicht. Strate spricht von einer "Wurschtigkeit", mit der Letsch versucht habe, Mollath den Dienstvertrag aufzuzwingen. Mollaths Verteidiger kündigte an, Strafanzeige wegen Verdachts des Betrugs zu stellen.

Auf der Internetseite von zbb stand vor kurzem noch: "Die Spenden werden ausschließlich für Gustl Mollath und seine Unterstützung verwendet, die Unterstützergruppe arbeitet zu 100 Prozent ehrenamtlich."