Den Falschen eingesperrt?

Gustl Mollaths Ex-Frau betreibt "Geistheilung"

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In der Affäre Mollath kommen derzeit täglich neue Details ans Licht: Nun wurde bekannt, dass die Ex-Frau des Nürnbergers, die eine wichtige Rolle in den von ihm aufgedeckten Schwarzgeldgeschäften spielte und auf deren Tätlichkeitsanschuldigungen hin er in die geschlossene Psychiatrie überwiesen wurde, nach ihrem Abschied aus dem Bankgewerbe ausgesprochen merkwürdigen Geschäften nachgeht: Die Frau, die noch einmal geheiratet und einen anderen Namen angenommen hat, bietet unter anderem "Geistheilung", die Auflösung von "Seelenverbindungen", "Bio-Energetik", "Quantum Entrainment" und "Heilen mit Zahlen" an. Ob und wie viel Geld sie damit verdient, lässt sich nicht sagen. Mit der Presse spricht sie nicht.

Wie viel Geld Gustl Mollath zur Verfügung steht, lässt sich dagegen ganz genau beziffern: 45 Euro Taschengeld im Monat. Nachdem er 2006 eingesperrt wurde, verlor er sein Haus und sein gesamtes bewegliches Vermögen. Sogar seine Zeugnisse und anderen Papiere wurden im Zuge der Zwangsversteigerung vernichtet. Dadurch wird er sein ganzes restliches Leben lang mit erheblichen bürokratischen Schwierigkeiten zu kämpfen haben – wenn er wieder frei kommt, was das Bundesverfassungsgericht derzeit im Rahmen einer Beschwerde prüft. Ob dies der Fall sein wird, ist unter anderem deshalb nicht sicher, weil es offenbar eine nervenärztliche Sichtweise gibt, die besagt, dass es gar keine Rolle spielt, ob der "Schwarzgeldkomplex" tatsächlich existiert oder nicht. Entscheidend sei alleine die ungesunde Fixierung auf ein Unrecht.

Mollaths Fall offenbart nicht nur in diesem Punkt, dass sich Personen, die zu unrecht in den Zugriff der Psychiatrie geraten, in einer Zwickmühle befinden: Um eine Chance auf eine Entlassung zu bekommen, müssten sie sich nicht nur zur Einnahme von Psychopharmaka bereit erklären, sondern auch lügen, dass die von ihnen offenbarte Wahrheit eine "Wahnvorstellung" sei, die sie gerne therapieren würden. Lassen sie sich einmal auf diese Lüge ein, dann kann man ihnen ab diesem Zeitpunkt entgegenhalten, sie hätten ja selbst zugegeben, dass es sich bloß um Hirngespinste handelt.