Jetzt doch Teller statt Tank

Rolle rückwärts beim Biosprit, die Beimischung soll auf 5 Prozent begrenzt werden

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Die Europäische Kommission will die bisherige Biospritpolitik der EU korrigieren. Denn durch E10 und Co. hat sich kein Umweltnutzen eingestellt, wohl aber ist die zunehmende Verödung der Landschaft durch Mais und Rapsfelder allzu offensichtlich. Auch die USA sind mit ihrem exzessiven Maisanbau zur Ethanolproduktion längst an die ökologischen Grenzen gestoßen. Und andere große Produzenten von Biotreibstoff wie Brasilien und Indonesien holzen ihre Wälder für weitere "Energiepflanzen"-Monokulturen ab.

Nach den Plänen der Kommission sollen jetzt in der EU bis 2020 nur noch 5 statt 10 Prozent "Bio"-Beimischung zum Benzin oder Diesel erlaubt sein. Außerdem soll eine Abkehr von Biotreibstoffen aus extra dafür angebauten Pflanzen und statt dessen die Entwicklung von Biosprit der 2. Generation (Biomass-to-Liquid, Cellulose-Ethanol) aus zellulosehaltigen Abfällen aus Rest- und Recyclingholz, brauner Tonne oder Stroh vorangetrieben werden.

Und es soll jetzt auch endlich die miserable Ökobilanz vieler Biotreibstoffe stärker berücksichtigt werden. Die negativen "ILUC-Faktoren", also die Bewertung der indirekten Landnutzungsänderung, sollen aber erst ab 2017 zu Konsequenzen wie Importverboten der umweltschädlichsten Sorten führen, wohl um es sich nicht sofort mit den Agroindustriebetrieben hierzulande und den Handelspartnern Brasilien und Indonesien zu verscherzen.

Bei uns dürfte schon vorher eine Pleitewelle der dezentralen Ölmühlen einsetzen. Sie waren zu Zeiten der ursprünglich großzügigen Steuerbefreiungen noch rentabel, seit 2006 erfolgt aber eine allmähliche steuerliche Angleichung der Pflanzenöle an das Mineralöl. Michel Matke, Organisator der "Fachtagung Kraftstoff Pflanzenöl" die Anfang Oktober stattfand, rechnet damit, dass die Besteuerung von biogenen Kraftstoffen dazu führt, dass die Mehrzahl der noch rund 600 dezentralen Ölmühlen in Deutschland in die Pleite geht. Für die großen Produzenten sei die Besteuerung zur Zeit noch kein Problem, da sie überwiegend Öle aus Übersee verarbeiten. Das dürfte sich also erst ab 2017 ändern, wenn die Ökobilanz tatsächlich auch zu Importbeschränkungen führt.