Berlusconi will angeblich "Scheißland" Italien verlassen

In einem abgehörten Gespräch zeigte sich der Politiker der Auffassung, man könne ihm lediglich vorwerfen, dass er "rumvögelt"

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Ginge es nach dem CDU-Bundestagsabgeordneten Siegfried Kauder, dann könnte die deutsche Presse Enthüllungen wie die folgende bald nicht mehr bringen – was nicht nur wegen des Unterhaltungswerts bedauerlich wäre. Denn wenn ein Ministerpräsident wie Silvio Berlusconi den Staat, den er regiert, als "Scheißland" bezeichnet, dem er in einigen Monaten den Rücken kehren will, dann sagt das etwas über die politische Klasse und die politische Kultur in der EU aus, das auch deutschen Wählern nicht vorenthalten werden sollte.

Gefallen ist diese Äußerung Berlusconis am 13. Juli im Gespräch mit dem mutmaßlichen Erpresser Valter L. Und weil dieses Gespräch abgehört wurde, gibt es ein Protokoll davon, das nun in die Hände italienischer Zeitungen gelangte. In dem Protokoll wird der aufgebrachte Ministerpräsident außerdem mit der Äußerung zitiert, dass man ihn ruhig abhören könne, denn es gäbe nichts, was man ihm vorwerfen könne, außer, dass er "rumvögelt".

Berlusconi, gegen den in Italien unter anderem wegen Korruptions- und Amtsmissbrauchsvorwürfen ermittelt wird, bestreitet allerdings, dass er erpresst wurde. Größere Summen, die an Valter L. und seine angeblichen Komplizen Giampaolo T. und Angela D. geflossen sein sollen, erklärt er als Hilfe für eine in Schwierigkeiten geratene Familie, für die es keine Gegenleistung geben würde.