Iranische Protestbewegung mutig, aber derzeit ohne Chancen

Die iranische Führung, die in Tunesien und Ägypten eine islamische Revolution sehen will, bezeichnet die Regimegegner als vom Ausland gesteuerte Randalierer

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Großen Mut haben Tausende von iranischen Regimegegnern bewiesen, als sie gestern in Teheran und in anderen Städten auf die Straßen gingen, um sich an die erfolgreichen Protestbewegungen in Tunesien und Ägypten anzuschließen. Zur Organisation diente wieder einmal auch Facebook. Die Demonstranten riefen auf dem Azadi-Platz "Tod den Diktatoren".

Tausende von Sicherheitskräften haben versucht, die Demonstrationen mit Tränengas, Pfefferspray und Knüppeln zu unterbinden. Es soll zahlreiche Verletzte bei den Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und den Sicherheitskräften gegeben haben, Hunderte von Demonstranten seien festgenommen worden, eine Berichterstattung von ausländischen Medien verhinderte die iranische Führung. Auch al-Dschasira war weitgehend ausgeschaltet. Es ist nicht einmal klar, ob die Oppositionsführer Mussawi und Karroubi an den Protesten teilnehmen konnten. Im Vorfeld waren bereits Oppositionelle verhaftet worden. In Iran war die Protestbewegung 2009 brutal niedergeschlagen worden und hat sich seitdem nicht davon erholt.

Das iranische Regime scheint derzeit weit entfernt zu sein, einen Aufstand wie in Tunesien oder Ägypten fürchten zu müssen. Es versuchte, die Protestbewegungen in seinem Sinne als islamische Bewegung in der Nachfolge der "Islamischen Revolution" in Iran darzustellen. Obgleich die Proteste in Tunesien und in Ägypten, beides im Übrigen Länder mit sunnitischen Muslimen, in keiner Weise einen islamischen Staat forderten, wollte die iranische Führung darin den Beginn eines islamischen Nahen Osten verstehen.

Staatliche Medien berichteten sogar von den Protesten, die im Vorfeld verboten wurden. Es seien aber nur "kleine Gruppen" gewesen, die die Ordnung gestört hätten, weswegen es auch zu Gegendemonstrationen der Bürger gegen die Randalierer gekommen wäre. Und natürlich wurden die Proteste wieder so dargestellt, dass sie vom Ausland geschürt worden seien. Auch die vor zwei Jahren wären mit Geldern von amerikanischen Institutionen finanziert und mit der Hilfe der CIA ausgeheckt worden. Der Geheimdienstminister erklärte, dass eine Milliarde Dollar den Oppositionellen über saudische Kanäle zugeführt worden sei.