Zweiter Republikaner tappt in Abtreibungsfalle

Für den Tea-Party-Kandidaten Richard Mourdock ist eine Schwangerschaft nach einer Vergewaltigung "etwas, das Gott wollte"

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Im August erregte der republikanische Senatskandidat Todd Akin Aufsehen mit der Bemerkung, dass der weibliche Körper seiner Ansicht nach über Möglichkeiten verfüge, eine Schwangerschaft nach einer "legitimen Vergewaltigung" zu verhindern. Damit meinte er allerdings nicht den Gang zum Arzt oder zur Klinik. Denn Akin ist ein strenggläubiger Calvinist, der alle Abtreibungen verbieten möchte. Dieser Ausflug in die medizinische Esoterik schmälerte möglicherweise nicht nur Akins eigenen Wahlchancen, sondern auch die des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney, der sich flugs von seinem Parteigenossen distanzierte.

Dies hätte anderen republikanischen Mandatsbewerbern eigentlich eine Warnung sein müssen, öffentliche Äußerungen zur Abtreibungsfrage gut zu durchdenken und auf Konsistenz zu prüfen. Trotzdem macht jetzt ein ähnlicher Fall US-weite Schlagzeilen: In einer Fernsehdebatte entglitt dem von der Tea-Party-Bewegung unterstützten Senatskandidaten Richard Mourdock nämlich die Bemerkung, er sei für ein Verbot von Abtreibungen nach Vergewaltigungen, weil die Schwangerschaft in diesen Fällen "etwas [sei], das Gott wollte".

Für Monotheisten ist solch eine Haltung nicht unbedingt inkonsequent: Wer an ein tatsächlich allmächtiges Wesen glaubt, dem liegt der Schluss nahe, dass alles, was geschieht, von diesem auch (wenigstens indirekt) gewollt ist: Von Schwangerschaften nach Vergewaltigungen bis hin zu Hitler und 9/11. Den meisten Christen ist ein solch konsequentes Bild jedoch unangenehm. Sie stellen sich ihr höheres Wesen eher als eine Art Admin vor, der nur selten eingreift und dem die Taten von Menschen rechtlich nicht zuzuordnen sind. Deshalb kann Mourdocks demokratischer Konkurrent Joe Donnelly, ein konservativer Katholik, der selbst gegen Abtreibungen wettert, den Kommentar seines Gegners jetzt als Steilvorlage für sich nutzen.

Der Republikaner versuchte seine Äußerung mit der Erklärung zu relativieren, er habe lediglich ausdrücken wollen, dass nur Gott Leben schaffen kann und nicht, dass er "Vergewaltigungen vorherbestimmt". Das sei "krank", "verdreht" und "nicht annähernd das", was er wirklich gesagt habe. Trotzdem ließ Mitt Romney umgehend verlautbaren, Mourdocks Ansichten entsprächen nicht den seinigen. Am Tag vorher war in Indiana, wo Mourdock antritt, ein Fernsehspot gestartet, in dem der Mormone für den Tea-Party-Kandidaten wirbt.