Islamkonferenz: Zentralrat der Muslime droht mit Ausstieg

Der Verband verlangt den Dialog auf "gleicher Augenhöhe", relevantere Themen und eine stärkere Ergebnisorientierung der Konferenz

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Am kommenden Mittwoch soll das Vorbereitungstreffen für die zweite Islamkonferenz des Innenministeriums stattfinden, wer daran teilnimmt, ist unklar. DITIB hat zugesagt, aber nun schert der Zentralrat der Muslime aus. Dessen Führung lehnt es ab, "in der gegenwärtigen Form" an der Islamkonferenz teilzunehmen, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme des Verbandes. Eine endgültige Entscheidung ist es aber nicht, wird betont; man will abwarten, wie sich Innenminister De Maizière zur Kritik des Zentralrats am Konzept der Konferenz äußert. Dafür sucht man ein Gespräch "auf Augenhöhe". "Von den Ergebnissen dieser Unterredung machen wir unsere endgültige Entscheidung abhängig", wird der Vorsitzende des Zentralrats, Ayyub Axel Köhler, zitiert.

Vorgehalten wird dem Minister vorneweg ein Kritikpunkt, der für die in den Verbänden organisierten Muslime ein permantenes Ärgernis darstellt: "dass Einzelpersonen de fakto durch den Staat in den Stand von Islamvertretern erhoben werden". Man weiß, wohin diese Kritik namentlich zielt: Necla Kelek und Seyran Ates. Demgegenüber wird angeführt, dass der Koordinationsrat der Muslime (KRM), zu dem sich die vier Verbände zusammengeschlossen haben, "den überwältigenden Teil der Moscheegemeinden als den Ort, wo sich das eigentliche islamische Leben in Deutschland abspielt" repräsentieren. Wohlweislich spricht man nicht von der "überwältigen Mehrheit der Muslime" in Deutschland...

Andere bundesweite Vereine gibt es nicht, Punkt - so das Argument von Seiten des Zentralrates. Der Alleinvertretungsanspruch der Verbände, der damit als Einsatz auf den Verhandlungstisch gelegt wird, wird allerdings nicht nur von Seiten der säkular orientierten Muslime bestritten, bzw. von neu gegründeten Vereinen relativiert (siehe dazu Bewegung durch "liberale Muslime"). Es gebe durchaus "erfolgreiche lokalen Zusammenschlüsse vieler Muslime und wichtige unabhängige NGOs" , die "ausgegrenzt" würden, darauf macht etwa die Islamische Zeitung aufmerksam und gibt damit zu verstehen, dass es zwischen den Verbänden und den Einzelpersonen noch andere Vertreter der Muslime in Deutschland gibt, dass das Spektrum muslimischer Repräsentanz größer ist, als es die Verbände vorgeben.

Die Manöver, um die richtige Positionierung der Verbände bei der Islamkonferenz, legen unfreiwillig zwei Schwächen auf, von der sich die Öffentlichkeitsarbeit der muslimischen Verbände bislang nicht befreien konnte: Reaktivität und eine Neigung zur Intransparenz.