Irak produziert wieder mehr Öl..

...und soll kompensieren, was durch Iran-Sanktionen ausfällt

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Rund ein Jahrzehnt hat es gedauert, bis die Ölproduktion im Irak und die exportierten Mengen wieder an Zeiten vor dem Einmarsch der USA und ihrer Verbündeten anschließen, in denen der Geschäftspartner für die Ölkonzerne noch Saddam Hussein hieß. Die Rohölexporte aus dem Land sind dieses Jahr auf beinahe 2,5 Millionen Fässer gestiegen, produziert werden etwa 3 Millionen Fass Rohöl am Tag, meldet die New York Times. Die Abhängigkeit des Landes vom Ölgeschäft ist enorm: Stimmen die Zahlen der Zeitung, so stellen die Öl-Einnahmen 95 Prozent der gesamten Regierungseinkünfte. Fallende Preise machen sich sofort bemerkbar.

Diese Abhängigkeit hat ihr Pendant zur Öl-Abhängigkeit der westlichen Länder. Der NYT-Bericht wird vor allem von Hoffnungen getragen - Peak Oil lässt grüßen. Auch kommt die Nachricht von der gesteigerten Produktion im Irak durch technisch verbesserte Anlagen - die Konzerne haben investiert -, verbesserte Sicherheit (in einem Land, das vom Öl lebt, sind alle Parteien daran interessiert, dass die Produktion läuft) zur rechten Zeit, kurz bevor die Öllieferungs-Sanktionen gegen Iran verschärft werden. Dass daraus folgende Ausfälle mithilfe der reichen irakischen Felder ausgeglichen werden, ist die erste große Hoffnung. David L. Goldwyn, der Spezialist für "international energy affairs" im amerikanischen Außenministerium, freut sich über gute Aussichten:

"Iraq helps enormously. Even if Iraq increased its oil exports by only half of what it is projecting by next year.You would be replacing nearly half of the future Iranian supply potentially displaced by tighter sanctions."

Auch die anderen Experten, die im Bericht zu Wort kommen, sind optimistisch. Zusammen mit der gesteigerten Produktion Saudi-Arabiens und der "fast vollständigen Wiederherstellung der libyschen Ölindustrie" könnte das irakische Öl für einen bedeutenden Puffer sorgen gegenüber den Preissteigerungen am Ölmarkt. Man habe damit einen Hebel, auch gegenüber Iran.

Die Regierung in Bagdad heizt solches Hoffen auf sprudelndes Öl mit zum Teil sagenhaften Zahlen an. Bis nächstes Jahr will man zusätzlich noch 400.000 Fässer täglich produzieren - bis 2017 sogar 10 Millionen Fässer täglich, so die Ankündigung. Vor kurzem soll sogar von 12 Millionen Fass Rohöl täglich die Rede gewesen sein. Der Chef der irakischen Shell-Niederlassung hält immerhin 6 bis 10 Millionen Fass am Tag am Anfang des nächsten Jahrzehnts für realistisch.

Den Hochrechnungen stehen manche Schwierigkeiten gegenüber: politische und technische. So etwa der Einfluss Irans auf die schiitischen Parteien im Irak (gute Quellen dazu finden sich bei Reidar Visser) und die kurdischen Autonomiebestrebungen, die auf eigene Geschäfte aus sind. Dazu kommen andersartige Hindernisse, angefangen bei den oft schwer zugänglichen Feldern, bis hin zum fehlenden Wasser, das für die Mehr-Produktion benötigt wird.

Wie aus dem Bericht hervorgeht, fühlen sich die Konzerne noch nicht so ganz sicher im Irak. Sei hätten gerne "verlässlichere Verhältnisse". Das kann aber auch damit zu tun haben, dass sie noch(?) Regulierungen unterworfen sind, die sie nicht schätzen. Vertraglich wurden Exxon Mobile, BP und die nationale chinesische Erdölkooperation sowie die italienische ENI zu technischen Verbesserungen der Ölanlagen verpflichtet. Die Konzerne versprechen sich davon im Gegenzug bevorzugte Behandlung, wenn es um die Vergabe der Verträge für die großen Ölfelder geht. Das dafür nötige Ölgesetz hängt seit Jahren im irakischen Parlament fest. Gute Chancen unter den Konzernen rechnen sich aus:

"Exxon Mobil has by far the largest stake of any American company in Iraq, but most of the major players are European and Asian, like Lukoil and Gazprom from Russia, and Chinese companies like China National Petroleum and China National Offshore Oil Corporation."