Auch Deutschland stagniert

Das XL-Wachstum ist auch in Deutschland definitiv vorbei

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Willkommen im Club. Wie die französische Wirtschaft stagniert nun auch die deutsche Wirtschaft praktisch wieder. Es war angesichts des schwierigen weltwirtschaftlichen Umfelds nicht sehr schwierig vorherzusagen, dass es nach dem schwungvollen Start im ersten Quartal im zweiten Quartal zu einer Abkühlung kommen würde. Denn schon im April stotterte der Motor der europäischen Wirtschaftslokomotive deutlich und die deutschen Exporte brachen ein.

So hat nun das Statistische Bundesamt (Destatis) mitgeteilt, dass genau das eingetreten ist. Zwischen April und Juni "war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) – preis-, saison- und kalenderbereinigt – lediglich um 0,1% höher als im ersten Vierteljahr", schätzt Destatis. Dieses leichte Plus könnte auch real schon eine Stagnation bedeuten, denn auch für das erste Quartal 2011 wurde das Wachstum sogar um 0,2 Prozentpunkte auf + 1,3% nach unten korrigiert. Mit dieser Abweichung ist es also sogar möglich, dass die Wirtschaft in Deutschland sogar wieder leicht geschrumpft ist.

Destatis stellt angesichts der negativen Entwicklung vor allem in den Vordergrund, dass "im Vorjahresvergleich die Wirtschaftsleistung dagegen wiederum deutlich zugelegt" habe. "Das preisbereinigte BIP stieg im zweiten Quartal 2011 gegenüber dem zweiten Quartal 2010 um 2,8 % (kalenderbereinigt: + 2,7 %)." Herausgehoben wird auch die Beschäftigungswirkung. Nach ersten vorläufigen Berechnungen sei die Wirtschaftsleistung von 41,0 Millionen Erwerbstätigen im Inland erbracht worden: "Das waren 553 000 Personen oder 1,4 % mehr als ein Jahr zuvor." Ausführliche Ergebnisse zur Erwerbstätigenrechnung werden nun aber erst am 18. August 2011 nachgeschoben. Man darf gespannt sein, ob erneut, wie im Frühjahr aufgezeigt, die Zahl derer stark angestiegen ist, die von ihrer Arbeit nicht mehr leben können. Sie müssen über Hartz IV aufstocken, womit der Staat immer stärker Milliardengewinne von Firmen subventioniert.

So hatte die Bundesagentur für Arbeit (BA) aufgezeigt auf, dass sich die fatale Tendenz verstetigt hatte. Im Vergleich zu 2007 war die Zahl der öffentlich subventionierten Jobs um 13,5% gewachsen. Dazu kommt ja noch die Generation Praktikum, wo gut ausgebildete Menschen oft sogar unentgeltlich arbeiten dürfen und fest in die Unternehmensstruktur eingebunden sind. Deutlicher als an diesen beiden Phänomenen lässt sich das Lohndumping kaum beschreiben, das Deutschland vorgeworfen wird und die Bundeskanzlerin als zweifelhaftes Erfolgsmodell in Europa durchzusetzen versucht. Da der europäischen Wachstumslokomotive die Puste ausgeht, reagieren nun die Börsen wieder sehr negativ. Der DAX in Frankfurt hat nach frühen Gewinnen tief ins Minus gedreht. Abzuwarten bleibt, ob sich die gerade erreichte Stabilisierung nach dem leiseren Crash wieder Geschichte ist und es nun wieder länger abwärts geht.

Denn zu der Euro-Krise gesellt sich nun auch in Europa die Angst, ob auch Länder wie Deutschland und Frankreich wieder in Rezession abrutschen. Nach den Absturzländern Griechenland und Portugal, dümpeln auch Spanien und Italien am Rand zur Rezession herum. Die Sparpolitik, die Berlin im Euroraum durchdrückt, wird auch diesen großen Euroländern wohl eine Rezession bescheren, was sich wieder negativ auf die deutschen Exporte auswirken wird. Dass Eurostat nun mitgeteilt hat, dass auch die Eurozone nur noch geschätzt um 0,2% gewachsen ist, dümpelt nun die gesamte Eurozone an der Stagnation herum. Nun fährt die Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartungsgemäß die Ernte für ihre Politik ein, die Experten auch schon mal als "verrückt" bezeichnet haben.