Großbritannien hat jetzt auch einen Drohnenspielplatz

Gestern eröffnete in Wales eine Teststrecke für zivile und militärische unbemannte Luftfahrzeuge. Das neue Zentrum befördert die Konkurrenz europäischer, aber auch israelischer Hersteller

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Das neue "National Aeronautical Centre" wurde anläßlich der Eröffnung der Waffenmesse DSEI bekanntgegeben, die alle zwei Jahre in London abgehalten wird. Das Zentrum ist ein privater Zusammenschluss der Flughäfen West Wales und Newquay Cornwall im Südwesten Großbritanniens unter Beteiligung weiterer Unternehmen.

Über den beiden Flugplätzen ist ein reservierter Luftraum eingerichtet worden, in dem Drohnen außerhalb der Sicht gesteuert werden dürfen. Die Korridore befinden sich sowohl über dem Land als auch über dem Meer. Für die Flüge zwischen den gesperrten Zonen kann der dazwischen liegende Luftraum ebenfalls zeitweise genutzt werden. Das Konsortium wirbt damit, dass keine zeitraubenden Genehmigungen für jeweilige Tests erforderlich seien. Die erlaubten Fluggebiete bewegen sich in Höhen zwischen 1.500 und 20.000 Metern. Damit dürfte sogar die Spionagedrohne "Euro Hawk" der Bundeswehr in Wales probegeflogen werden.

Der Wettkampf um die Entwicklung europäischer Drohnentechnologie geht damit in eine neue Runde: Denn im "National Aeronautical Centre" organisieren sich vor allem der italienische Rüstungskonzern SELEX und sein französisches Pendant Thales. Die Initiative steht damit in Konkurrenz zur Drohne "Future European MALE" (FEMALE), die von EADS entwickelt und beworben wird. EADS ist ein Gemeinschaftsunternehmen mit Standorten in Deutschland, Frankreich und Spanien ( Wir.Drohnen.Deutschland).

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Die Drohne Watchkeeper. Bild: defenceimagery.mod.uk/OGL (Open Government License)

Auch US-Marktführer beteiligt

Tatsächlich haben die Firmen des "National Aeronautical Centre" den internationalen Drohnenmarkt im Blick, dessen Umsatz ein leitender Manager auf 4,7 Milliarden US-Dollar taxiert. Für 2018 rechnet er damit, dass Drohnen auch im zivilen Luftraum Großbritanniens operieren dürften.

Die italienische SELEX testet auf dem Flugfeld bereits seine taktische Drohne "Falco". Der Flugroboter ist für Aufklärungszwecke optimiert, eine Bewaffnung ist aber möglich. Zu den ersten Kunden gehörte Pakistan, dem Wunsch wurde der Regierung nach Ausrüstung mit Waffen wurde aber nicht entsprochen. Verkäufe waren auch an Libyen und Saudi-Arabien geplant.

Vor allem dient das neue "National Aeronautical Centre" aber der Drohne "Watchkeeper", die vom britischen Ableger der französischen Thales an die British Army verkauft wird. Die Soldaten haben 54 Drohnen samt Bodenstationen bestellt. Zum Konsortium der Hersteller der "Watchkeeper" gehört auch der britische Rüstungskonzern BAE Systems sowie die US-Konzerne Lockheed Martin und Northrop Grumman. Die drei Firmen zählen zu den weltweiten Marktführern im Bereich unbemannter militärischer Drohnen.

Laut Medienberichten steht die militärische Zulassung der "Watchkeeper" kurz bevor. Damit würde die im Projekt zusammengeschlossene Drohnenindustrie im Bereich der Zertifizierung über einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz verfügen. Allerdings war die Zulassung bereits früher gescheitert, weshalb die Drohne nicht wie geplant in Afghanistan eingesetzt werden konnte.

Die "Watchkeeper" ist eigentlich ein Produkt der israelischen Firma Elbit, das diese unter dem Namen "Hermes" vertreibt. Bereits 2008 hatten erste Tests der "Watchkeeper" in Israel stattgefunden, der erste Probeflug in Großbritannien erfolgte 2010. Elbit tritt damit in den Wettbewerb mit dem - ebenfalls israelischen – Unternehmen Israel Aeronautics Industries (IAI). IAI baut unter anderem die Drohne "Heron", die von der Bundeswehr für Afghanistan in dreifacher Ausführung geleast wird. Die "Heron" gilt auch als Favorit für die Beschaffung eigener Drohnen für die Bundeswehr.

Angeblich wird die "Watchkeeper" nun vom Iran unter dem Namen "Shahed" kopiert. Geargwöhnt wird in unbestätigten Berichten, das iranische Militär hätte hierfür von einer abgeschossenen Drohne des israelischen oder britischen Militärs profitiert.

"Heron" und "Predator" werden in Spanien ausprobiert

Auch in Spanien haben sich mittlerweile zwei militärische Standorte zu Drohnen-Teststrecken entwickelt: Die israelische "Heron" wird im Rahmen eines zivilen EU-Forschungsprojektes von einem Flugplatz nahe der Stadt Murcia geflogen ( EU-Grenzen zu Nordafrika und Osteuropa sollen mit Drohnen überwacht werden). In Matacán bei Salamanca unterhält das spanische Militär eine weitere Einrichtung, von wo umfangreiche Testflüge von Drohnen verschiedener Hersteller ausgeführt werden. Zu den Partnern gehört auch EADS.

In einem weiteren EU-Vorhaben soll womöglich die Eignung der US-Drohne "Predator" für die Grenzüberwachung im Rahmen einer Mission der EU-Grenzschutzagentur FRONTEX erprobt werden. Entsprechende Flüge könnten dann aus Salamanca starten.