Die Mütter und der Sexismus

Mütter beeinflussen nach einer Studie Töchter und Söhne, die Väter nur ihre Söhne, allerdings ist ihr Sexismus stärker ausgeprägt

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Vorurteile gegenüber Frauen, aber neuerdings auch gegen Männer aus dem jeweilig anderen Geschlecht nennt man Sexismus. Geschlechterstereotypen verändern sich im Laufe der Zeit und werden von Gesellschaft und Medien mehr oder weniger offen vermittelt und bestärkt.

Spanische Wissenschaftler von der Universität Baskenland wollen nun herausgefunden haben, wie in ihrer Studie schreiben, die in der Zeitschrift Psicothema erschienen ist, dass die Mütter eine zentrale Rolle für die sexistische Einstellungen ihrer Söhne und Töchter spielen, während der Einfluss der Väter geringer ist.

Für die Studie haben Maite Garaigordobil und Jone Aliri die sexistischen Einstellungen in den Familienbeziehungen zwischen Müttern und Töchtern, Müttern und Söhnen, Vätern und Töchtern sowie Vätern und Söhnen analysiert. Von 1455 Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren und ihren 1412 Müttern und Vätern wurde erhoben, ob sie zu einem feindlichen, einem fürsorglichen oder einem ambivalenten Sexismus neigen.

Obgleich Frauen, so die Autoren, die hauptsächlichen Opfer des Sexismus sind, geben sie nach der Studie stärker als die Väter sexistische Einstellungen an ihre Töchter und Söhne weiter. Positive Korrelationen gibt es zwischen den sexistischen Einstellungen der Mütter und dem fürsorglichen Sexismus der Söhne und mit allen sexistischen Formen der Töchter. Die Väter scheinen die Töchter hier nicht zu beeinflussen, wohl aber die Söhne und zwar in allen Hinsichten bis hin zum Neosexismus, also der Einstellung, dass gegen Geschlechtsdiskriminierung nicht mehr vorgegangen werden müsse oder das Thema keine Rolle mehr spiele.

Am stärksten beeinflussen die Mütter aber die Töchter und die Väter die Söhne, so dass hier offenbar die Vorbildrollen noch funktionieren, auch wenn die Mütter, wohl wegen der höheren Präsenz und der größeren Rolle in der Erziehung, also auch der Wertevermittlung, einflussreicher sind, weil sie sowohl Söhne und Töchter beeinflussen. Und es finden sich offenbar auch ähnlich sexistisch eingestellte Männer und Frauen zusammen, was auch nahe liegt, da sonst die Beziehung schnell explodieren würde.

Auch wenn zunächst die Väter besser abzuschneiden scheinen, trifft dies eigentlich nur auf den Einfluss auf die Kinder zu. Sowohl männliche Jugendliche, als auch Männer sind nach der Studie deutlich sexistischer als Mädchen und Mütter eingestellt.

Sind Eltern allgemein weniger sexistisch eingestellt, ist das normalerweise auch bei ihren Kindern der Fall. Man müsse also, so sagen die Autoren, die Eltern erziehen, um Geschlechtervorurteile zu mindern, und gleichzeitig mit Bildungsprogrammen für Kinder und Jugendliche die Gleichberechtigung der Geschlechter fördern, Sexismus reduzieren und auf dem Geschlecht basierende Gewalt verhindern. Da es aber auch eine Korrelation zwischen Bildungsstand und der Schichtzugehörigkeit gibt, würde eine bessere Ausbildung und ein höheres Einkommen auch dazu beitragen können, sexistische Einstellungen zu vermindern.