Von der Hartz-IV-Bezieherin zur Erzieherin?

Arbeitsministerin von der Leyen greift eine Idee ihrer Nachfolgerin im Familienministerium auf und will angesichts der Personalknappheit in der Kinderbetreuung Hartz-IV-Bezieher umschulen

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Weil Erzieher fehlen und Eltern von Kleinkindern ab Sommer nächsten Jahres einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz anmelden können, verfolgt Arbeitsministerin Ursula von der Leyen die Idee, Hartz-IV-Bezieher in die Pflicht zu nehmen. Von der Leyen hat den Chef der BA, Hans-Jürgen Weise laut Medienberichten darum gebeten, "zu prüfen, ob rund '5000 Personen aus dem Rechtskreis SGB II und SGB III', also größtenteils Hartz-IV-Bezieher, zu Erzieherinnen weitergebildet werden könnten".

Eine Reaktion auf den Vorschlag ihrer Vorgängerin von Familienministerin Kristina Schröder steht noch aus. Frau Schröder hatte schon vor zwei Jahren eine ganz ähnliche Idee in die Medien gespielt - nur dass sie bei den Männern ansetzte: Damals plante die Familienministerin gemeinsam mit der BA "Umschulungen von arbeitslosen Männern zum Erzieher voranzutreiben". Schröder begründete dies laut Spiegel-Bericht auch (früh)bildungspolitisch: Der geringe Männeranteil in pädagogischen Berufen sei ein Grund für das schlechtere Abschneiden von Jungen in der Schule: "Ihnen fehlen damit realistische Vorbilder." (siehe dazu auch Mixas "Watschen" bald wieder normal? Familienministerin Schröder will Arbeitslose zu Kinderbetreuern umschulen)

Dass es so wenig Männer unter den Erziehern gibt, dürfte allerdings in einer nicht unwesentlichen Sache ganz ähnliche Gründe haben, weshalb auch Frauen fehlen: weil in diesem Beruf zu wenig verdient wird und die Aufstiegsmöglichkeiten schlecht sind. Außerdem wünschen sich Experten, Eltern und viele Erzieherinnen eine bessere Ausbildung. Das kostet Geld. Frau Leyens Plan dagegen sieht ganz nach Fortsetzung der Niedriglohnpolitik aus.