Parteien gelten als die korruptesten Organisationen

Nach dem Korruptionsbarometer 2009 von Transparency International steigt das Misstrauen gegenüber Wirtschaft und Politik, betroffen von Korruption sind vor allem die ärmeren Menschen.

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Nach einer weltweiten Umfrage von Transparency International (TI) in 69 Ländern für den Korruptionsbarometer 2009 geht die Hälfte der Menschen davon aus, dass die Wirtschaft korrupt ist – 8 Prozent mehr als vor 5 Jahren. Unternehmen zahlen Bestechungsgelder, um die Gesetzgebung zu beeinflussen. Angeblich wären aber auch viele Menschen bereit, so sagen sie wenigstens, mehr für Produkte von "korruptionsfreien" Unternehmen zu zahlen.

Dazu passt, dass Parteien weltweit als die korruptesten Organisationen gelten, gefolgt vom öffentlichen Dienst, den Behörden, die Bestechungsgelder entgegen nehmen. Auch die Parlamente sind nicht gut angesehen, die Wirtschaft kommt erst an vierter Stelle. 9 Prozent misstrauen der Rechtssprechung, erstaunlicherweise nur 6 Prozent den Medien. In 13 Ländern gilt jedoch die Wirtschaft am korruptesten, in 11 die Rechtsprechung. In Indonesien, Panama, Rumänien und den USA gilt das Parlament am korruptesten.

Verstärkt habe die Finanzmarktkrise das Misstrauen in Unternehmen und Politik. "Schwache Regulierungen und fehlende unternehmerische Verantwortlichkeit" hätten die Krise ausgelöst, so Huguette Labelle, Vorsitzende von Transparency International. "Im Vergleich zu anderen Institutionen gilt die Privatwirtschaft in zwanzig Prozent der befragten Länder sogar als der korrupteste Sektor – so auch in einigen der weltweit größten Finanzplätze wie Hongkong, Luxemburg und der Schweiz", heißt es in der Pressemitteilung von TI.

10 Prozent der Befragten berichten, sie hätten im letzten Jahr Bestechungsgelder zahlen müssen, um etwas zu erhalten. Am schlimmsten ist dies in Armenien, Aserbeidschan, Kambodscha, Kamerun, Irak, Liberia, Sierre Leone und Uganda, und am meisten Gelder fließen Mitarbeitern der Polizei und der Rechtsprechung zu. Die korruptesten Regionen sind der Nahe Osten und Nordafrika, die ehemaligen GUS-Staaten und Schwarzafrika. In der EU, im westlichen Kaukasus und in Nordamerika berichten nur 5, 4 bzw. 2 Prozent, dass sie Bestechungsgelder zahle mussten, dagegen 40 Prozent im Nahen Osten und Nordafrika.

In den EU-Staaten scheint die Korruption beim Handel oder Vererben von Ländereien und in der Gesundheitsbranche am höchsten zu sein, in Nordamerika in der Rechtsprechung. Deutschland war dieses Jahr allerdings nicht bei den Ländern, die in den Barometer aufgenommen wurden. Beschwerde wird bei Bestechungsfällen meist nicht eingelegt, die Mehrzahl sieht die Versuche ihrer Regierung, die Korruption zu bekämpfen, als nicht ausreichend an.

Interessant ist auch, dass die Menschen aus den ärmeren Schichten sehr viel häufiger davon berichten, dass sie Bestechungsgelder zahlen mussten, als die aus den reichen. Korruption trifft also die Armen und damit vermutlich auch die gesellschaftlich nicht Einflussreichen. Wer wenig hat, so könnte man sagen, der muss auch noch mehr zahlen.