Giftgaseinsatz durch Rebellen in der Ghouta?

Es gibt Hinweise, dass von Saudi-Arabien unterstützte Rebellen für das Freisetzen von Giftgas in der Ghouta verantwortlich gewesen sein können

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Die USA beschuldigen nach wie vor das Assad-Regime, für die verheerenden Giftgasangriffe am 21. August in Syrien verantwortlich zu sein. Kritiker bezweifeln diese These und vermuten, dass diese Attacken aus den Reihen der Opposition verübt wurden. Eine Reportage von Dale Gavlak, einer AP-Journalistin, und Yahya Ababneh, basierend auf Feldrecherchen und Interviews mit Ärzten, Rebellen und deren Familienmitgliedern in Ghouta, scheint nun erstmals belastbare Belege für dies These zu liefern.

So gehen viele Bewohner in der Ghouta davon aus, dass die Rebellen Giftgas vom saudiarabischen Geheimdienstchef Prinz Bandar bin Sultan erhalten hätten. Gavlak und Ababneh zitieren Abdel-Moneim, dessen Söhne für die Rebellen kämpften. "Mein Sohn kam zu mir und fragte mich, was ich über die Waffen denke, welche sie tragen sollten." Seine Söhne starben mit 12 weiteren Kameraden während eines Giftgasangriffs. Dies geschah an dem Tag, als die Al-Qaida nahestehende Gruppe Jabhat al-Nusra verkündete, Zivilisten auch in Latakia mit Chemiewaffen angreifen zu wollen. Der Tunnel, in welchem sie ums Leben kamen, diente den saudischen Kämpfern als Lager für Waffen. Dorfbewohner beschreiben die Geschosse als röhren- und gasflaschenförmig.

Eine weitere Kämpferin, die namentlich in dem Beitrag nicht genannt werden wollte, berichtete, nicht gewusst zu haben, dass es sich bei diesen Waffen um chemische Kampfstoffe handelte. So würden die Einheiten von Jabhat al-Nusra geheime Informationen für sich behalten und auch sonst mit anderen Rebellengruppen nur sehr begrenzt kooperieren.

Aus der Perspektive des am 29. August auf Mint Press News erschienenen Beitrags macht es den Anschein, dass die in Ghouta an Giftgas gestorbenen Menschen einem Unfall zum Opfer gefallen sind. Ein Kommandeur der Rebellen gab demnach an, sehr neugierig auf die geheimnisvollen Waffen gewesen zu sein. Unglücklicherweise jedoch wären einige Kameraden zu unvorsichtig gewesen und hätten eine Explosion ausgelöst.

Allerdings bleibt die Darstellung über die Geschehnisse in Ghouta fragmentarisch und lässt viele Fragen offen. So geben die beiden Journalisten an, gewarnt worden zu sein, nicht zu viele Fragen über die Hintergründe besagter Vorkommnisse zu stellen.

Dennoch wirft der Artikel wieder einmal ein zweifelhaftes Licht auf die Rolle Saudi-Arabiens im syrischen Bürgerkrieg. Dabei scheinen besonders aus diesem Land die intensivsten Bemühungen für den Sturz Assads zu resultieren. So soll nach einem Bericht des Telegraph, Saudi-Arabien Russland ein milliardenschweres Ölgeschäft angeboten haben, wenn dieses im Gegenzug die Unterstützung für Assad aufgeben würde.

Nach der Einschätzung des Wall Street Journals spielt Prinz Bandar bin Sultan al-Saud bei diesen Bemühungen eine entscheidende Rolle. Dieser würde nicht nur die Unterstützung der Rebellen organisieren, sondern auch rastlos zwischen geheimen Kommandozentralen in Syrien sowie Russland und Frankreich unterwegs sein, um für diplomatische Unterstützung zu werben.

Parallel dazu führt der saudische Botschafter in Washington, Adel al-Jubeir, eine Kampagne aus, um den Kongress sowie die kriegsunwillige Administration Obamas von einem robusteren Eingreifen in Syrien zu überzeugen. Denn nachdem das Land sehr aktiv den Militärputsch in Ägypten unterstützt hatte, möchte die Regierung von Ríad nun durch den Sturz Assads seine Machtposition in der Region weiter ausbauen.

Die Recherchen von Gavlak und Ababneh verstärken dabei den Eindruck, dass auch der Einsatz von Giftgas in Syrien Teil der saudischen Kampagne zum Erreichen dieses Ziels sein könnte.

Telepolis hat eine Umfrage zum Thema geschaltet: Giftgasangriff: Rebellen oder das Assad-Regime? Westliche Geheimdienste und Regierungen sind überzeugt, dass das Assad-Regime chemische Waffen eingesetzt hat. Bislang spricht dafür nur Plausibilität. Könnte es nicht auch eine der Rebellengruppen gewesen sein, um eine Intervention zu erzwingen?