Nach zwei konservativen Männern eine linke Frau

Die Linkspartei stellt die Fernsehmoderatorin Lukrezia Jochimsen als Kandidatin für den Posten des Bundespräsidenten auf

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Neben Christian Wulff und Joachim Gauck wird auch die Journalistin und Fernsehmoderatorin Lukrezia Jochimsen für die Präsidentenwahl kandidieren. Sie wurde von der Linkspartei aufgestellt. Anders als die beiden anderen Kandidaten hat die kulturpolitische Sprecherin der Linkenfraktion keine Chancen, gewählt zu werden.

Jochimsen könnte die Stimmen mancher Sozialdemokraten bekommen

Die Partei will mit der Nominierung einer westdeutschen Frau den Ruch der männerdominierten Ostpartei loswerden. Anders als eine Kandidatur von Oskar Lafontaine, die auch im Gespräch war, könnte Jochimsen bei der geheimen Wahl die Stimmen mancher Sozialdemokraten bekommen, die über die Alternative Wulff-Gauck nicht begeistert sind. Während Ersterer als Vertreter von Schwarz-Gelb für die Sozialdemokraten ausscheidet, ist auch Gauck ein Konservativer, der sich in sozialpolitischen Fragestellungen wenig von der Bundesregierung unterscheidet.

Allerdings scheint es der Linken nicht gelungen sein, einen bekannten Gewerkschafter oder Erwerbslosenaktivisten für die Kandidatur zu gewinnen, der eine stärkere sozialpolitische Orientierung der Linken deutlich gemacht hat.

Gauck für den linken Flügel nicht wählbar

Für das Ergebnis der Präsidentenwahl wird entscheidend sein, wie sich im entscheidenden dritten Wahlgang, bei dem nur eine einfache Mehrheit nötig ist, die Abgeordneten der Linken verhalten. Zieht sich Jochimsen dann zurück und lässt damit den Delegierten der Linken nur die Möglichkeit, sich zu enthalten oder Gauck zu wählen, um der Bundesregierung eine Niederlage zu bereiten?

Aktuell gibt es auch aus parteifernen Kreisen den Ratschlag, die Linke solle mit einer Stimme für Gauck ihren Bruch mit der DDR-Vergangenheit deutlich zu machen. Während einige Linken-Politiker vom realpolitischen Flügel mit einer Zustimmung zu Gauck im dritten Wahlgang ihre Bündnisfähigkeit unter Beweis stellen wollen, ist er für dem linken Flügel nicht wählbar. Dabei wird aber nicht auf seine Rolle als Stasi-Aufklärer sondern auf seine sozialpolitischen Positionen verwiesen.

Freiheit versus Solidarität?

Für ihn sei der Wert der Freiheit von allergrößter Bedeutung. Das sehe man im linken Spektrum zuweilen ganz anders, weil dort Werte wie Solidarität und staatliche Fürsorglichkeit vertreten würden, erklärte Gauck nach seiner Nominierung.

Auf Gaucks wenig linkenkompatiblen Vorstellungen zur Sozialpolitik machte ein Redakteur der Nachdenkseiten aufmerksam, der die eine Parteinahme für Gauck durch eine Erwerbsloseninitiative kritisierte.