Papst lockert Gummi-Bann

In Härtefällen dürfen Katholiken nun ein Präservativ benutzen

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Das Eingeständnis von gerechtfertigten Einzelfällen, "singoli casi giustificati", für den Gebrauch von Kondomen hat dem Papst weltweit Medienaufmerksamkeit eingebracht, mit einer Schlagzeilen-Botschaft, welche die dogmatische Kirchenführung immer scheute: "Papst lockert striktes Kondom-Verbot der Kirche".

Das genaue Zitat, worauf sich die "überraschende Wende" gründet, entstammt einem Interview-Buch mit Ratzinger als Papst: "Licht der Welt bzw. Luce del Monde". Die Vatikanzeitung L'Osservatore Romano veröffentlicht vorab einige Auszüge daraus. So sind unter "La sessualità" Anmerkungen des Papstes zur Sexualität und Banalisierung derselben zu lesen. Sich auf Kondome zu konzentrieren, würde genau die Banalisierung der Sexualiät bedeuten, die der Papst als Ursache dafür begreift, dass Sexualität von vielen „als Droge“ und nicht mehr „als Ausdruck ihrer Liebe“ verstanden wird.

Die Kirche sei demnach prinzipiell gegen Kondome, weil sie für eine positive, nicht-banalisierte Sexualität kämpfe. In diesem Rahmen gebe es aber „ Einzelfälle“, in denen der Gebrauch von Kondomen gerechtfertigt sei. Konkret genannt wird das Beispiel „einer Prostituierten“, die ein Kondom benutzt. Dies könnte der erste Schritt hin zu einer Moralisierung werden, ein erster Akt der Verantwortung.

“Vi possono essere singoli casi giustificati, ad esempio quando una prostituta utilizza un profilattico, e questo può essere il primo passo verso una moralizzazione, un primo atto di responsabilità (...)“

Wie aus Übersetzungen, etwa von Domradio.de hervorgeht, will der Papst die Ausnahme nur im Licht des richtigen Weges sehen: „um erneut das Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass nicht alles erlaubt ist und man nicht alles tun kann, was man möchte. Kondome sind, wie betont wird, „nicht die eigentliche Art, das Übel der HIV-Infektion zu besiegen. Notwendig ist eine Humanisierung der Sexualität“. ("Tuttavia, questo non è il modo vero e proprio per vincere l'infezione dell'Hiv.È veramente necessaria una umanizzazione della sessualità.")

Weshalb „una prostituta“ in einigen Meldungen, wie etwa bei Domradio, mit „ein Prostituierter“ übersetzt wird, bzw. wie beim Spiegel mit „homosexuelle Prostituierte“ wiedergegeben wird, ist wohl mehr Interpretation als Übersetzung (oder genauere Kenntnis des Buches?) - genauso wie Auslegungen, die darüber jubeln, dass der Papst in bestimmten Fällen "Empfängnisverhütung" erlaube.