Guttenberg: Plagiatsvorwürfe sind "üble Nachrede"

Minister ist überzeugt, dass Teile seiner Dissertation wissenschaftlichen Wert besitzen und droht mit Verleumdungsklagen

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Der Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ist ein Freund selbstbewusster Auftritte. Einsicht ist die Sache des Freiherren nicht. Das zeigte der gescheiterte Doktor auch bei der heutigen Fragestunde im Bundestag. Dabei war bis zuletzt nicht einmal klar, ob der Minister persönlich erscheinen würde, um eine halbe Stunde lang die Fragen der Abgeordneten zu beantworten. So erklärte Eckart von Klaeden (CDU), seines Zeichens Staatsminister im Bundeskanzleramt, zu Beginn der Bundestagssitzung auf die Frage der Abgeordneten, ob der Minister persönlich komme oder lediglich seine Staatssekretäre schicke, die Abgeordneten sollten sich überraschen lassen.

Doch der Verteidigungsminister kam - und er ging zum Angriff über. Auf die Frage von Jürgen Trittin (Grüne) wie es dazu kommen konnte, dass Guttenberg die Vorwürfe gegen ihn zunächst als abstrus bezeichnete, um nicht einmal eine Woche später seinen Doktorgrad kampflos aufzugeben, gab der Freiherr eine verblüffende Antwort: Nach wie vor hält der Minister die Plagiatsvorwürfe für abstrus, da ein Plagiat "bewusste und vorsätzliche Täuschung" voraussetze. In allen seinen Äußerungen habe er jedoch betont, nicht bewusst betrogen zu haben. Und dann geht Guttenberg in die Offensive. Die Behauptung, er hätte plagiiert, könne strafrechtliche Relevanz bekommen. Man solle aufpassen, nicht in den Bereich der üblen Nachrede abzudriften, ermahnte er seine Kritiker, die doch lediglich das Offensichtliche anprangern.

Zugleich räumte Guttenberg erneut ein, Fehler gemacht zu haben. Diese seien jedoch unbewusst und ohne Täuschungsabsicht passiert. Andere Ansichten hierzu will der Verteidigungsminister nicht gelten lassen, da er allein einschätzen könne, ob hinter seinen Fehlern Absicht steckt. Dies führt freilich alle Regeln und Gesetze, nicht nur im Bereich der Wissenschaft ad absurdum. Denn Guttenbergs Sicht der Dinge würde letztlich bedeuten, dass die Bewertung eines Vorganges ausschließlich beim Täter liegen kann, was naturgemäß nicht zu angemessenen Sanktionen führen wird. Guttenberg räumte ein, ein schlechtes Signal an die Wissenschaftsgesellschaft gesendet zu haben, allerdings habe er sich dafür "aufrichtig und von Herzen" entschuldigt. Zudem sende "man" das richtige Signal an alle Doktoranden, wenn man in einer solchen Situation auf seinen Doktortitel verzichte, auch wenn ihn dies schmerze.

Umgang mit Dissertation könne ein Beispiel sein

Als Verteidigungsminister sieht er sich nicht beschädigt, da er durch seine Dissertation kein Signal ausgesendet habe, welches seinen Dienstbereich betrifft. Allerdings gehören auch die Universitäten der Bundeswehr zum Geschäftsbereich des Verteidigungsministeriums. Diese behandeln Plagiate als dienstrechtliches Vergehen. Erst vor zwei Jahren wurde ein Offizier wegen Täuschung bei einer Examensarbeit degradiert. Auch Geldstrafen sind als Sanktionen möglich.

Guttenberg erklärte im Hinblick auf die Universitäten der Bundeswehr, dass Wert darauf gelegt werden müsse, dass die von der Universität formulierten Grundsätze auch eingehalten werden. Sein eigener Umgang mit seiner Dissertation könne jedoch ein Beispiel sein für andere, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. Ob der Minister damit aussagen möchte, dass künftig alle Studenten dort bei Plagiatsvorwürfen sich auf unbeabsichtigte Fehler berufen sollen, ist unklar.

Guttenberg gab zudem zu, vier Arbeiten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages für seine Dissertation verwendet zu haben. Diese seien allerdings zunächst für seine Tätigkeit als Abgeordneter entstanden. Doch diesen Zahlen haben offenbar eine kurze Halbwertszeit. Schon kurz nach der Fragestunde erklärte Thomas Oppermann (SPD), zwei weitere Arbeiten des Wissenschaftlichen Dienstes in Guttenbergs Arbeit gefunden zu haben.

Regierungsvertreter kritisierten die Opposition für ihre Haltung hart und sprachen von einer Negativkampagne und Versuchen, die Unabhängigkeit der Wissenschaft zu untergraben.

Guttenberg scheint unterdessen zu erwägen, nach seiner politischen Karriere eine verbesserte Neuauflage seiner Dissertation auf den Weg zu bringen. Wenn er nicht mehr im politischen Dienst sein sollte, bleibe sicherlich Zeit, seine Fehler zu korrigieren, so Guttenberg. Immerhin "gibt es Bereiche in dieser Arbeit, wo ich fest von dem wissenschaftlichen Wert und Gehalt dieser Arbeit überzeugt bin."