BP verordnet Blackout

Das Video-Feed vom Bohrloch wird BP während des "Top-Kill"-Versuchs abschalten - das verursacht erneut Misstrauen

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BP hat zwar versprochen, offen über alles zu berichten. Aber die Livebilder, die auf Druck der Politik vom Bohrloch über das Internet – gelegentlich – veröffentlicht werden, sollen eingestellt werden, wenn heute der Ölkonzern einen erneuten Versuch unternimmt, mit der so schön "Top Kill" genannten Methode, das Loch zu verschließen. Da es keinerlei Erfahrungen mit Bohrlöchern so tief unter der Meeresoberfläche gibt – aber die US-Behörden dank Korruption auf Auflagen und Überprüfungen nicht nur hier verzichteten - , werden die Erfolgschancen vom Konzern schon einmal nicht sonderlich hoch angesetzt.

Warum aber BP nun bei dem neuen Versuch, das Bohrloch mit Schlamm und anschließend Zement zu schließen, den Video-Feed kappen will, wie der Vorsitzende des Unterausschusses für Energie und Umwelt im Repräsentantenhaus, Edward Markey, berichtet, ist doch eine seltsame Entscheidung, die erneut Misstrauen weckt, zumal der Konzern bislang eine Vor-Ort-Untersuchung von unabhängigen Experten über die auslaufenden Ölmengen verhindert hat. BP habe Markey nun mitgeteilt, dass es keine Bilder geben wird, bis der Versuch abgeschlossen ist (Says to American People 'The Solution Will Not Be Televised', so der Abgeordnete). Markey findet dies ungeheuerlich und weist bei der Gelegenheit auf die Unterschiede zwischen dem der Allgemeinheit zugänglich gemachten Video-Feed und Aufnahmen anderer Videokameras hin.

Ein Grund könnte auch sein, dass manche vermuten, es würde nicht nur wesentlich mehr Öl auslaufen, als BP angibt, sondern dass nun Öl auch aus dem Boden austritt, nicht mehr nur durch das Loch. Der Konzern hat sich auch schlicht geweigert, die Anordnung des Umweltministeriums zu befolgen, nach Alternativen zum vermutlich giftigen Lösungsmittel Corexit zu suchen. Das könnte giftiger sein als das Öl selbst – BP hat schon mehr als 2 Millionen Liter angewendet, wohl vor allem deswegen, um das Öl auf den Meeresgrund abzusenken, um negative Bilder an den Küsten zu vermeiden. US-Präsident Obama erscheint mehr und mehr machtlos, seine Ministerien hilflos, zuletzt hatte auch noch der Chef der US-Küstenwache, Admiral Thad Allen, erklärt, dass man BP das Feld überlassen müsse, weil der Staat keine Mittel in der Hand habe, die Katastrophe zu bekämpfen.