Tepco zieht Messdaten über tödliche Strahlung wieder zurück

Der Atom-Gau wird weiter vom Informations-Gau begleitet, Tepco-Präsident hatte sich wegen Erkrankung für Tage aus der Krisenbewältigung zurückgezogen

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In Japan kommt man aus dem Informationsgau im Umgang mit dem Super-Gau im AKW Fukushima nicht heraus. Die japanische Regierung scheint die Betreibergesellschaft Tepco noch nicht an der Kandare genommen zu haben, es fehlen weiterhin unabhängige Messungen.

Tepco hatte am Sonntag erst einmal gemeldet, dass das Wasser im Turbinengebäude des Reaktors 2 mit 2,9 Milliarden Becquerel pro Kubikzentimeter verstrahlt ist. Die Werte für Jod 134 lagen bei 1000 Millisievert pro Stunde. Zudem gebe es Jod 131 und Caesium 137, was darauf hinweist, dass der Reaktorbehälter undicht ist.

Kurz darauf zog Tepco die Messwerte zurück und erklärte, man müsse erst noch einmal messen, berichtet NHK. Die Messwerte hätten sich nicht auf Jod 134, sondern auf eine andere Substanz bezogen, deren Halbwertszeit länger ist. Das wäre dann eher bedrohlicher, aber es heißt weiter, dass die Belastung niedriger als 1.000 Millisievert pro Stunde liege.

Inzwischen wurde bekannt, dass sich Tepco-Präsident Masataka Shimizu ab dem 16. März krank gemeldet hatte und lieber nicht am gemeinsamen Krisenstab von Tepco und der Regierung teilgenommen hat. Aus der Öfentlichkeit war er bereits ab dem 13. März abgetaucht. Angeblich soll er jetzt wieder auf den Beinen sein. Das ist womöglich auch ein Ausdruck für die hilflose Krisenbewältigung bei Tepco.

Nach einer Umfrage ist zwar eine Mehrheit der Meinung, dass die Reagierung gute Arbeit bei der Versorgung der Opfer der Tsunami-Katastrophe leistet. 58 Prozent kritisieren aber den Umgang mit der Atomkatastrophe. 46,7 Prozent sprachen sich dafür aus, die AKWs sofort oder schrittweise auszuschalten, 46,5 Prozent wollen hingegen die Situation so belassen, wie sie ist, oder gar die Atomenergie, wie vor dem Unglück geplant, weiter ausbauen. Noch äußern sich die Gegner der Atomenergie nicht lautstark. Gerade einmal 1.200 Menschen sollen an einer Demonstration am Sonntag teilgenommen und dabei die Abschaltung aller Meiler gefordert haben.