Atomkraft bringt nichts

Greenpeace stellt neues Szenario für die Energieversorgung der nächsten 40 Jahre vor

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Greenpeace International hat einen neuen Bericht aus seiner Reihe Energy [R]evolution vorgelegt, die seit 2005 mehr oder weniger alle zwei Jahre erstellt werden. In diesem Jahr liegt einer der Schwerpunkte auf der Frage, wie aus dem hohen Erdölverbrauch ausgestiegen werden kann. Motiv dafür ist nicht nur die Tendenz mit der Förderung in gefährlichere und für die Umwelt besonders schädliche Regionen vorzudringen (Stichworte Arktis, Tiefseebohrungen und Teersände) sondern mehr noch der Anteil der Erdölprodukte am Klimawandel, wie es in der Kurz-Zusammenfassung des Berichts heißt. Der Ölpreis ist derweil erstmalig seit Dezember 2010 wieder unter die Marke von 100 US-Dollar pro Barrel gefallen, was vor allem Ausdruck der sich verschärfenden Euro-Krise sein dürfte.

Der Greenpeace-Bericht hält, sofern die politischen Rahmenbedingung stimmen, einen weiterhin starken Ausbau der Erneuerbaren bis 2050 für möglich, sodass sie dann den wesentlichen Teil der globalen Energieversorgung abdecken können, und zwar auch bei einer stetig weiter wachsenden Weltwirtschaft. Eine wichtige Bedingung ist dafür aber auch ein wesentlich effizienterer Einsatz der Energie. Insbesondere im Transportsektor sehen die Autoren gewaltige Einsparpotenziale, aber auch bei der elektrischen Energie gehen sie davon aus, dass sich bei einer entsprechend ehrgeizigen Politik wachsender Bedarf und Effizienzsteigerung im Wesentlichen die Waage halten können.

Die Greenpeace-Autoren werfen übrigens auch einen kurzen Blick auf die potenzielle Entwicklung der Atomenergienutzung. Die Internationale Energieagentur (IEA) habe 2010 in einem besonders optimistischen Szenario für die Atomindustrie von einer Vervierfachung der AKW-Kapazitäten bis 2050 gesprochen. Damit könnten die CO2-Emissionen um fünf Prozent gemindert werden, was nicht gerade ein überwältigender Beitrag wäre. Um aber diesen überhaupt zu erreichen, müssten jährlich 32 große Reaktoren mit einer Leistung von 1000 Megawatt ans Netz gehen. Das war schon vor der dreifachen Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima reichlich unwahrscheinlich, und ist heute nun wirklich völlig ausgeschlossen. Weit und breit ist kein Staat und kein Unternehmen in Sicht, das bereit wäre, derart gewaltige Summen in diese unzuverlässige und gefährliche Techonologie zu investieren, deren Anlagen noch nicht einmal adäquat versichert werden können.

Die Greenpeace-Energieszenarien der vergangenen Jahre sind meist eher angenehme Lektüre gewesen, weil sie ein optimistisches Bild von der Zukunft, oder zumindest von einer möglichen Zukunft zeichnen. Dass dieses bisher keineswegs immer übertrieben optimistisch gewesen ist zeigt ein Vergleich. 2007 wurde für Ende 2010 156 GW Leistung in Windkraftanlagen weltweit prognostiziert. Tatsächlich errichtet waren Ende 2010 hingegen 197 GW und ein Jahr später bereits 237 GW. Greenpeace war also in seinem 2007er Szenario zu zurückhaltend. Für das Jahr 2030 wird nunmehr eine Leistung von 2908 GW Windkraft und 1764 GW Fotovoltaik prognostiziert.